Ihre Arbeiten sind genauso wie ihre Persönlichkeit: Bunt, authentisch, ausdrucksstark und einzigartig! Seit ihrer Kindheit ist Carmen Hiller fest in Rothenburg ob der Tauber verwurzelt und baute sich hier in den letzten drei Jahren ihr Unternehmen »Carmen Hiller. design« auf. In ihrem Zuhause in der Adam-Hörber Straße, vor den Toren der historischen Altstadt, gestaltet die studierte Grafikdesignerin seitdem alles, was das Herz begehrt: Angefangen von Logos über Flyer, Plakate, Visitenkarten bis hin zu Fahrzeugwerbung. Neben ihrer Selbstständigkeit engagiert sie sich für die örtliche Kunstszene und unterstütze bis vor kurzem als Vorsitzende des Rothenburger Künstlerbund viele Künstlerinnen und Künstler bei ihrer Arbeit - mit viel Freude und Inspiration für eine kreativere Welt. Wir haben die Frau mit den leuchtend roten Haaren getroffen und uns mit ihr über ihre Liebe zu ihrer Heimat und ihrem Herzensprojekt unterhalten.
Schon auf dem Weg zu ihrem Büro, dass im obersten Stockwerk ihres Elternhauses liegt, kommt man als Besucher aus dem Staunen nicht heraus: Die Wände hängen voller Kunstwerke und jede Stufe hinauf in den dritten Stock bietet Neues und Sehenswertes. Bereits hier merkt man, dass unter dem Dach des »Mehrgenerationenhauses« die Liebe zur Kunst sowie zur Kreativität allgegenwärtig ist und von allen Bewohnern gelebt wird. So ist es wenig verwunderlich, dass Carmen schon seit frühster Kindheit klar war, dass sie später einen kreativen Beruf ergreifen möchte. Sie wächst zusammen in einem Haus mit ihren Großeltern, ihren Eltern und ihrem Bruder Hendrik auf: » Im Erdgeschoss ist das Fliesengeschäft meiner Eltern, dass schon mein Opa gegründet und mein Bruder nun im Sinne der Familientradition weiterführt. Fliesenleger ist ein kreativer Handwerksberuf, in dem es um Optik und Haptik geht und ich glaube, dass daher mein Wunsch stammt, das handwerkliche und traditionelle Arbeiten beizubehalten. Das ich später etwas Kreatives, etwas Künstlerisches machen möchte, war mir schon immer klar.«
So besuchte die Rothenburgerin nach dem erfolgreichen Realschulabschluss zunächst für zwei Jahre die Kunstfachoberschule in Würzburg und absolvierte anschließend eine Ausbildung als Mediengestalterin beim Rotabene Medienhaus in ihrer Heimatstadt. »Ich habe schnell festgestellt, dass ich eine weitere Ausbildung machen möchte, weil Mediengestalterin ein sehr technischer Beruf ist, bei dem auch Aufgaben wie zum Beispiel das Prüfen von Druckdaten oder die Bildbearbeitung anfallen. Die kreativen Arbeiten übernehmen meist eher Grafikdesigner. Und der Bereich, der mich fasziniert hat, war die Unternehmenskommunikation. « So geht sie zielsicher ihren Weg weiter - und beginn ein virtuelles Bachelorstudium an der Diploma Hochschule. Eine Zeit, auf die die junge Frau noch heute gerne zurückdenkt: »Obwohl ich virtuell studiert habe, war ich sehr viel unterwegs, weil ich Bekannte und Kommilitonen in ganz Deutschland hatte.«, erzählt sie überzeugt.
Nachdem die Rothenburgerin ihren Bachelorabschluss in der Tasche hat, wagt sie den Schritt in die Selbstständigkeit, beginnt zeitgleich den Masterstudiengang »Creative Direction« und verlegt Ihren Wohnsitz nach England. »Plötzlich kam Corona und ich hatte im privaten Bereich eine Krise, die mich belastet hat. Ich habe mir selbst und meiner Selbstständigkeit zu Liebe abgebrochen, es war alles etwas zu viel auf einmal und das hat mich psychisch einfach überfordert. Der Aufenthalt war für ein Dreivierteljahr geplant und ich bin nach 2 Monaten zurück nach Deutschland gegangen. Ich habe gemerkt, dass ich jemand bin, der ein »Headquarter« braucht, eine Heimat! Ich bin zwar ein Abenteurerin, aber keine Normadin, sondern eher eine Art Ausflüglerin, « erklärt Carmen Hiller ihre damalige Entscheidung augenzwinkernd.
An Rothenburg schätzt Carmen besonders die Menschen, die das kleine Fleckchen Erde für sie ausmachen. »Ich gehe immer sehr früh mit meinem Hund spazieren und da grüßen mich vier, fünf Leute richtig herzlich aus dem Auto, also wirklich jeden Tag. Das ist auf jeden Fall Heimat, die Menschen und die Verbindung zu den Menschen, die man kennt!«, sagt die junge Frau lächelnd. Außerdem liebt Carmen ihr Leben auf dem Land, denn die Heimat im ländlichen Raum bildet den Ruhepol zu ihrer Arbeit. Kreativität ist etwas Wildes, es sind viele Eindrücke, die es zu verarbeiten gilt und ein bisschen Chaos ist auch immer dabei. »Das geht aber nur aus einer inneren Ruhe heraus. Und genau das habe ich hier. Hier finde ich meinen Ausgleich, kann in mich gehen und habe Ruhe um mich herum, wenn ich es möchte. Aus dieser Ruhe heraus kann ich dann gut arbeiten. Diese Kombination ist für mich Heimat.«
Außerdem mag Carmen die vielen Möglichkeiten, die die Stadt sowie die Region bieten und schätzt den direkten Kontakt zu ihren Kunden, die größtenteils ebenfalls aus der Region stammen, enorm. Als Designerin für Unternehmenskommunikation sieht sie ihre Aufgabe darin, eine Brücke zwischen den Unternehmen und deren Kunden zu bauen. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, durch ihr Design den Unternehmenskern sichtbar zu machen. Carmen besucht ihre Kunden deshalb stets vor Ort, um sich selbst einen Eindruck zu verschaffen: » Es macht Sinn, dass ich die Unternehmen besuche und mir ansehe, was sie produzieren und wie es vor Ort aussieht. Ich stelle die Frage nach dem Warum, was möchte mein Kunde bewegen? Ich brauche ein Gefühl für die Stimmung im Unternehmen, um potenziellen Kunden die Werte und Dienstleistungen optimal präsentieren zu können.«
Carmen betreut Kunden aus den unterschiedlichsten Branchen, egal ob Schokoladenmanufaktur oder Tierbestatter, sie alle haben einen gemeinsamen Nenner: » Sie möchten etwas Wertvolles machen und stehen hinter ihrem Unternehmen. Natürlich möchte jeder Geld verdienen, aber die Ursprungsmotivation ist eine andere. Ich bin jemand, der aus dem Herzen heraus agiert. Der Kern für mich ist die Freunde an Inspiration. Dinge, die inspirieren machen mir Freude und die möchte ich weitertragen.«
Neben ihrem Job als Grafikdesignerin und Illustratorin unterrichte sie an der Bayerischen Bauakademie angehenden Fliesenlegermeister und hat die letzten drei Jahre als Vorsitzende des Rothenburger Künstlerbundes den Neustart des Vereins vorangetrieben. Nun möchte sie sich einem neuen Herzensprojekt widmen: »Ich träume davon, zukünftig Kinderworkshops anzubieten. Mein Herz schlägt für Kinder und ich möchte einen Raum zu schaffen, in dem sie ihre Kreativität frei entfalten können. Ein Ort, an den Kinder und Erwachsene zusammenkommen können, um etwas zu erschaffen. Gerade im Bereich der Kreativitätsförderung bei Kindern sehe ich eine Lücke, die ich gerne schließen würde. Ein erster Schritt hierfür ist schon getan, denn in Kooperation mit der Theaterpädagogin Christina Wehner vom Toppler Theater werde ich 2025 mit einer Workshopreihe beginnen.« Für die Zukunft wünscht Carmen sich mehr Bewusstsein und Wertschätzung für das kreative Schaffen. Ideen finden, Innovationen vorantreiben oder das Lösen von Problemen braucht in ihren Augen stets eine große Portion Kreativität: »Wir müssen der Kreativität mehr Raum geben in allen Altersstufen, in allen Schulsystemen, in allen Unternehmen! Das wäre mein Herzensanliegen und da schließt sich für mich auch der Kreis in vielen Punkten: Region, Heimat, Familie, Gemeinschaft und Kreativität!«
HEIMKOMMEN-TIPP: Wer mehr von Carmen Hiller lesen möchte, dem sei ihr im August erscheindendes Buch »Des Apfels Kern - Über den Wert gemeinsamen Schaffens« ans Herz gelegt- ein Roman, der sich mit einer weiteren Passion der Grafikdesignerin beschäftigt: Dem Wert von Weiblichkeit im kreativen Schaffensprozess.
