» Der Theaterschauspieler spielt sich seit 22 Jahren am Landestheater Dinkelsbühl in die Herzen seiner Zuschauer und hat bereits vielen Rollen auf einzigartige Art & Weise Leben eingehaucht. Er begeisterte beispielsweise als autistischer Raimond im Drama »Rain Man«, als Sprachtherapeut Lionel Logue in »The Kings Speech« oder als Blechmann im Kinderstück »Der Zauberer von Oz« große und kleine Zuschauer.«
Neben seiner großen Leidenschaft für das Theater in Deutschlands schönster Altstadt, hat der in Freiburg im Breisgau geborene Schauspieler noch weitere Talente: Wir haben mit ihm über seine zweite Passion, das Backen, und über seine Begeisterung für Literatur gesprochen.
Für Menschen wie Andreas Peteratzinger wurde wohl das Wort »Tausendsassa« erfunden. Der Wahl-Dinkelsbühler schlüpft als Schauspieler ständig in die unterschiedlichsten Rollen, probiert stets Neues aus. Doch neben seinem Hauptberuf als festes Mitglied im Theaterensemble am Landestheater Dinkelsbühl ist der Theaterschauspieler Lyriker, Musiker, Fotograf und Bäcker zugleich. Wir haben mit ihm über seinen beruflichen Werdegang, seine Leidenschaft für das Backen und die Literatur sowie die Liebe zu seiner Wahl-Heimat Dinkelsbühl gesprochen.
Seine Liebe zur Kunst und vor allem zur Musik wurde ihm in die Wiege gelegt, denn schon mit vier Jahren fängt Andreas an, Schlagzeug zu spielen, Musikunterricht zu nehmen und in verschiedenen Chören zu singen. »Meine Familie, genauer gesagt meine Mutter, kommt aus Südtirol. Dort ist Musik ein großes Thema, ich bin sehr musikalisch aufgezogen worden und habe so einen guten Grundstock mitbekommen. Diesen Weg habe ich dann weiterverfolgt und eine musikalische Karriere wäre eigentlich vorprogrammiert gewesen. Aber dann hat sich alles anderes entwickelt«, erzählt er schmunzelnd.
Neben der Musik prägt die Veränderung Andreas Kindheit. Durch den Beruf des Vaters bedingt, wechselt die Familie mehrmals den Wohnsitz und Andreas besucht unterschiedliche Schulen. »Ich war auf verschiedenen Gymnasien, zum Beispiel auf einem humanistischen Gymnasium, Abitur habe ich dann später auf einem musikalischen Gymnasium gemacht. Dafür sind meine Eltern extra nach Freising gezogen, damit ich auf das Camerloher Gymnasium gehen kann. Als Hauptinstrument habe ich Schlagzeug gespielt, außerdem hatte ich Gesangsunterricht. Dort bin ich dann, im ältesten Schüler Kabarett Deutschlands - dem Camerett, zum ersten Mal mit der Schauspielerei in Berührung gekommen.«
In andere Rollen schlüpfen, sich verwandeln, emotionale Texte sprechen - seine Liebe zum Theater war geweckt, aber Andreas entschließt sich nach dem Abitur zunächst in München Theaterwissenschaften, Philosophie und Germanistik zu studieren. Neben dem Studium schließt er sich einem Studententheater an, das Stücke selbst inszeniert und spielt. Eine dieser Vorstellungen besucht eine Schauspiellehrerin, die den jungen Mann direkt nach der Vorführung anspricht. »Sie sagte, dass sie unbedingt möchte, dass ich mit der Schauspielerei weiter mache, weil ich das gut kann. Es hat mich in dem Moment ziemlich getroffen, weil ich gemerkt habe, dass die Schauspielerei genau das ist, was ich machen will. Ich wäre aber nicht auf die Idee gekommen, mich an irgendwelchen Schauspielschulen zu bewerben, warum weiß ich auch nicht, aber ich habe es einfach nicht gemacht. Mich haben schon damals viele unterschiedliche Dinge, wie beispielsweise Archäologie, Jura oder Kochen interessiert und das Theater eben auch. Das war aber der Moment, in dem ich dann gemerkt habe: Genau DAS möchte ich gerne machen!«
Andreas verfolgt seinen Plan, Schauspieler zu werden und erhält, neben einem Engagement in der Komödie im Bayrischen Hof, in den kommenden Jahren von verschieden Schauspiellehrern Schauspielunterricht. In dieser Zeit lernt er viele Persönlichkeiten der Branche kennen, mit denen er erste Kontakte knüpft. Einer von ihnen ist Frank Piotraschke, der ihn wiederum mit Peter Cahn bekannt macht. Nach einem Vorsprechen, das Andreas für die Rolle des Mortimer aus Maria Stuart vorbereitet hat, und einer kurzen Phase der Zusammenarbeit, bietet der Regisseur und Intendant ihm einen Zweijahresvertrag am Landestheater in Dinkelsbühl an. Andreas Peteratzinger zögert nicht und nimmt das Angebot sofort an: »Zu diesem Zeitpunkt habe ich noch studiert und so wie ich halt bin, habe ich direkt ja gesagt, das mache ich! Vorher habe ich weder mit meiner damaligen Freundin oder meinen Eltern gesprochen, noch habe ich groß darüber nachgedacht. Als Frank fragte, ob ich mir das nicht genauer überlegen will, habe ich NEIN gesagt, denn ich spürte, das ist genau das Richtige für mich!«
So folgt nur kurze Zeit später der Umzug ins schöne Frankenland, den er bis heute keine einzige Sekunde bereut: »Im Jahr 2001 bin ich dann nach Dinkelsbühl gekommen. Genau meine Stadt - Ich mag die Leute, die einmalige historische Umgebung, Dinkelsbühl ist meine Heimat geworden.«
Der neue Intendant Peter Cahn erweckt das Theater, das sich damals noch etwas im Dornröschenschlaf befindet und Andreas Peteratzinger darf dabei sein. Das Theater ist in einer schwierigen Lage, hat nur geringe Zuschauerzahlen. Doch Cahn schafft es, das Theater zum Landestheater zu erheben, die Besucherzahlen zu verdoppelt und eine Auslastung von 98% und 50 000 Zuschauer pro Saison zu erreichen. Außerdem wird im Jahr 2005 eine Freilichtbühne für 350 Zuschauer neu gebaut und eine eigens für das Landestheater umgebaute Winterspielstätte eröffnet. Neben dem wirtschaftlichen Erfolg gilt das Hauptaugenmerk von Peter Cahn auch dem Aufbau eines engagierten festen Ensembles sowie einer ausgewogenen und sorgfältigen Stückauswahl, mit Uraufführungen, musikalischen Produktionen sowie hochwertigen Kinder- und Jugendstücken.
Andreas Peteratzinger wird fester Bestandteil des Ensembles und brilliert in zahlreichen Rollen, wie in »Landeier«, »Die Niere«, »The Kings Speech«, »Monsieur Claude und seine Töchter«, »Robin Hood« oder »Er ist wieder da«. Aber egal ob als Jan, Arnold, Friedrich, Mitch oder sogar als Hitler: Die Kritiker und das fränkische Publikum lieben ihn, seine Energie, seine Erscheinung und seine Interpretationen der verschiedenen Rollen. Und diese Liebe beruht auf Gegenseitigkeit: »Ich bin in Dinkelsbühl und ich bin glücklich: Denn ich kann hier genau das tun, was ich gut kann, und kann davon gut leben. Dinkelsbühl passt zu mir und ich glaube, ich passe auch gut zu Dinkelsbühl!«
Neben seinem ausfüllenden Beruf als Schauspieler hat Andreas Peteratzinger eine zweite Passion in seinem Leben: Das Backen. Während Corona nutzt er die freie Zeit und gründet auf Facebook eine Gruppe für Gleichgesinnte, die mittlerweile auf rund 300 Mitglieder angewachsen ist.
So kommt er auch zu seinem Nebenjob auf dem Grafenmichelhof nahe Dinkelsbühl: »Wir wollten statt der Kinderzeche, die während Corona nicht stattfinden konnte, einen Kuchenverkauf organisieren, damit wenigstens ein bisschen Geld rein kommt. Aufgrund der ganzen Auflagen hätten wir einen Spuckschutz gebraucht, aber nachdem er überall so teuer war, hat mir jemand den Tipp gegeben, oben auf dem Grafenmichelhof nachzufragen,« erinnert er sich noch ganz genau. »Susanne, die Inhaberin, hat mich dann erkannt und nachgefragt, ob ich nicht derjenige bin, der früher in einem Café in Dinkelsbühl Kekse verkauft hat. Und ja, der war ich.« Eins kommt zum anderen und nach einem spontanen Testbacken zwei Tage später bietet Susanne dem begeisterten Hobbybäcker einen Vertrag an. Schon kurze Zeit später legt Andreas mit den selbstkreierten Keksen richtig los: »Meine Kekse laufen wie verrückt. Es gibt meine Dinkelkekse in sechs unterschiedlichen Sorten: Orange, Lavendel, Rosmarin- Zitrone, Mohn-Tonkabohne, Schokolade- Chili und Hildegard von Bingen, die eine Gewürzmischung mit Muskatnuss und Zimt enthalten.« Mittlerweile hat Andreas sein Sortiment um Paprika-Marmelade und Schokocantuccini erweitert. Im Hofladen in Oberwinstetten findet man außerdem frisch gebackenes Brot, Ciabatta, Baguette, Kirschkuchen aus dem eigenen Getreide und viele weitere, lokale Produkte aus der Region. Ein Konzept das Andreas aus der Seele spricht: » Es ist einfach schön dort, es gibt wahnsinnig nette Leute, regionale Produkte und auch das Betriebsklima ist super!«.
Andreas Peteratzinger ist außerdem sehr naturverbunden und liebt lange Spaziergänge: » Es gibt so viele schöne Orte rund um Dinkelsbühl, wie zum Beispiel die Mutschach oder den Aralsee, dort kann man am Steg sitzen und die Ruhe genießen.«. Die Eindrücke und Fotografien, die er während seiner Streifzüge durch die Umgebung von Dinkelsbühl gesammelt hat, wurden im Jahr 2021 in seinem Fotokalender »Schöne Aussichten« in Zusammenarbeit mit der Firma Rommelsbacher veröffentlicht. Die Erlöse aus dem Verkauf des Kalenders hat der engagierte Naturliebhaber dem Dinkelsbühler Walddorf Kindergarten gespendet.
Außerdem hat der heute 50-jährige seine Gedanken im Gedichtband »Lebenszeichen« verarbeitet. Dieser nimmt den Leser mit auf eine lyrische Reise durch die zauberhaften Welten des Menschseins und der Natur. Die Gedichte sind liebevoll illustriert und können im Buchhandel erworben werden. Als nächstes steht die Veröffentlichung seines nächsten Gedichtbandes »Liebeszeichen« an, der voraussichtlich kurz vor Weihnachten 2023 erscheinen wird.
Wer den sympathischen Tausendsassa einmal »live« erleben möchte, dem sei ein Besuch im Landestheater Dinkelsbühl wärmstens empfohlen!
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