» Gitarrenbauer wird man aus Leidenschaft, sonst ist man einer von vielen. «

» Gitarrenbau in Handarbeit bedeutet, die Feile zu schwingen und sich mit viel Herzblut mit den unterschiedlichsten Materialien auseinanderzusetzen. Seit Anfang 2023 arbeitet Lukas Schmidt in seiner Werkstatt in Rothenburg ob der Tauber an seinem Traum, seine »perfekte« Gitarre zu bauen. Wie der gebürtige Neusitzer zu seinem ausgefallen Beruf kam und was ihn nach dem Studium dazu bewog wieder in seine Heimatregion zurückzukehren, erzählen wir in dieser HEIMKOMMEN-Erfolgsgeschichte. «

» Mehr Berufung als Beruf: … «

… Gitarrenbau aus Leidenschaft! Lukas Schmidt entdeckte schon früh seine Liebe zur Musik und wusste schon bald, dass er seine Leidenschaft zu seinem Beruf machen möchte. Der studierte Musikinstrumentebauer lebt heute mit seiner Partnerin inmitten der Altstadt von Rothenburg ob der Tauber, fußläufig von seiner Werkstatt entfernt und geht dort seinem Beruf und seiner großen Leidenschaft nach: Dem Gitarrenbau.

Lukas Schmidt in seiner Werkstatt
Fotos: Sandra Lieb

In der lichtdurchfluteten Werkstatt in Rothenburg, fußläufig zum einzigen Einkaufszentrum der Stadt, liegt der Geruch von Holz und Kaffee in der Luft. Hier, etwas zurückversetzt hinter dem großen Parkplatz, liegt das Reich von Lukas Schmidt. Seit Anfang des Jahres hat der studierte Zupfinstrumentenbauer seine Leidenschaft zum Beruf gemacht: Er baut mit viel Geschick und Herzblut Gitarren in seiner Werkstatt, die er sich mit den beiden Instrumentenbauern Max Spohn und Milena Schmoller teilt.

Eine Gitarre entsteht.

Ganz zu Beginn stand schon immer seine Liebe zur Musik: Lukas begann bereits im jungen Alter von vier Jahren Klavierunterricht zu nehmen, davor war die Blockflöte sein ständiger Begleiter. Als Teenager löste dann die Gitarre das Klavier als liebstes Instrument ab und es verwundert nicht, dass nach seinem Abitur am Theresien Gymnasium in Ansbach, die Wahl auf ein musisches Studienfach fällt.

Lukas ergeht es wie viele jungen Menschen, die ihre Kindheit und Jugend im ländlichen Raum verbringen. Das Angebot an Kultur und Mobilität reicht ihm nicht und er verlässt nach seinem Schulabschluss seinen Heimatort, um in der Festspielstadt Bayreuth Musikwissenschaften zu studieren. Er merkt jedoch schnell, dass er sich nicht vorstellen kann, sein Leben lang als Wissenschaftler oder Musikjournalist zu arbeiten, ihm fehlt die praktische Komponente. Nach nur zwei Semestern beginnt er sich nach einer Studienalternative umzusehen, die das Handwerk mehr in den Fokus rückt.

Bei seinen Recherchen stolpert er beinahe zufällig auf einer Webseite über Informationen zum Studiengang Musikinstrumentebau in Markneukirchen. Die Kleinstadt im sächsischen Vogtlandkreis ist als Zentrum des deutschen Orchesterinstrumentenbaus ein Begriff in der Musikwelt und der Studiengang ist genau das, was Lukas sucht: Praxisorientiert.

Lukas zögert nicht lange, meldet sich zur Eignungsprüfung an. Vorher eignet er sich während eines zweitägigen Crashkurses bei einem Geigenbauer in Bettenfeld zumindest fundamentale Grundkenntnisse im Instrumentenbau an und stellt sich dann der großen Herausforderung: Dem Eignungstest. Da die Teilnehmer der Eignungsprüfung in der Regel bereits eine Berufsausbildung zum Gitarrenbauer hinter sich haben, reichen seine, erst kurz zuvor erworbenen Fähigkeiten nicht aus, beeindrucken aber einen der Dozenten der Hochschule nachhaltig. Er bietet ihm an ein zweimonatiges Gitarrenbau-Praktikum in seiner Werkstatt zu machen. Lukas willigt ein, baut den Sommer über seine erste Gitarre und wird im Oktober zum Studium zugelassen.

Blick in die Werkstatt, die sich Lukas mit zwei weiteren Insturmentenbauern teilt.

Das Studium mit Fokus auf die handwerkliche Praxis gefällt Lukas viel besser als der theoretische Studiengang der Musikwissenschaften. Er baut pro Semester je eine Gitarre und die Vorlesungen zu Messtechnik, Musikgeschichte, Technischen Mechanik und vielem mehr, ergänzen den praktischen Bereich um umfangreiches Wissen in der Theorie.

Im 6. Semester seines Studiums ergattert Lukas ein Praktikum bei Cuntz Guitars in Riedstadt-Crumstadt, einem der besten Gitarrenbauer Deutschlands, bei dem er später auch als Angestellter arbeitet, um weitere praktische Erfahrung zu sammeln.

Da aufgrund der Pandemie die meisten Vorlesungen gegen Ende seines Studiums ohnehin online stattfinden, macht sich Lukas bereits während seines letzten Semesters in seiner alten Heimat selbstständig und richtet in Rothenburg ob der Tauber, gemeinsam mit den Instrumentenbauern Max und Milena, seine eigene Werkstatt ein. Da der Verkauf der individuell gefertigten Instrumente über Händler oder online erfolgt, und die drei Instrumentenbauer nicht auf Laufkundschaft angewiesen sind, fällt die Wahl auf die großzügigen Werkstatträume in einer ruhigen Seitenstraße der Stadt, statt auf ein Ladengeschäft in der Innenstadt.

Der Traum sich selbstständig zu machen, schlummerte schon immer in Lukas. Er blickt zwar gerne auf seine Zeit als Angestellter bei Cuntz Guitars zurück, ist heute aber froh, ohne jegliche Einschränkungen seine eigenen Gitarren bauen zu können. Lukas erzählt, dass er auch einmal mit dem Gedanken gespielt hat Klaviere zu bauen: »Das Schöne am Gitarrenbau ist aber, dass man alles selbst macht, vom rohen Stück Holz bis hin zur fertigen spielbaren Gitarre. Beim Klavierbau sind hingegen fünf bis zehn Leute beteiligt, weil jeder auf einen Teil des Instruments spezialisiert ist. Der Gitarrenbau ist einfach abwechslungsreicher und der Instrumentenbauer hat alles in der eigenen Hand. Man baut seine Gitarre.«

Lukas ist sich absolut sicher den richtigen Beruf gewählt zu haben. Gitarrenbau ist für ihn mehr Berufung als Beruf und er kann sich nicht vorstellen sein Ziel, die für ihn perfekte Gitarre zu bauen, jemals aus den Augen zu verlieren. Lukas hat während seines Studiums schon ein Archtops-Modell (eine Gitarre mit gewölbter Decke) entworfen, mit dem er zufrieden ist und eine Flat-Top-Gitarre (Gitarre mit einer flachen Decke) ist aktuell in Entwicklung. Auf dem Weg zu »seiner« perfekten Gitarre stehen ihm Musiker mit ihrer Meinung zur Seite und auch die beiden Kollegen mit der er die Werkstatt teilt, geben ihm wichtiges Feedback zu seiner Arbeit.

Lukas hält eine fertige Gitarre in seinen Händen.

Dass die Standortwahl auf Rothenburg ob der Tauber fiel, hat Lukas bisher nicht bereut. Er wohnt gemeinsam mit seiner Partnerin, die ursprünglich aus Heidenheim an der Brenz stammt, in einem romantischen Häuschen in der historischen Altstadt. Er freut sich jeden Tag darüber, das alles fußläufig oder mit dem Fahrrad zu erreichen ist, egal ob seine Werkstatt, Einkaufsmöglichkeiten oder Restaurants und Bars. Das Leben in der Kleinstadt im ländlichen Raum sagt ihm mehr zu, als das Leben in der Großstadt und auch die Nähe zu seiner Familie, die stark in der Region verwurzelt ist, ist ihm wichtig. Die verkehrsgünstige Lage zwischen den großen Musikschulen in Würzburg und Nürnberg tragen auch ihren Teil dazu bei, dass er die Entscheidung sich in Rothenburg niederzulassen nicht bereut, und auch das finanzielle Risko, das eine Selbstständigkeit zwangsläufig mit sich bringt, wäre in der Großstadt viel größer gewesen als in Rothenburg ob der Tauber. Lediglich das Kulturangebot in der Region empfindet er vor dem Hintergrund seines Musikwissenschaftsstudiums nach wie vor als verbesserungswürdig.

Aktuell arbeitet Lukas mit viel Hingabe am Aufbau seines eigenen Kundenstamms, für die Zukunft wünscht er sich, mit einem verschmitzten Lächeln, lediglich volle Auftragsbücher und vielleicht noch die ein oder andere neue Maschine für seine Werkstatt. Er genießt den Flair der Kleinstadt an der Tauber, ist zufrieden mit seinem Start-Up und seinem Leben und so verwundert es nicht, dass er gemeinsam mit seiner Partnerin zahlreiche Pläne für die Zukunft in der alten Heimat schmiedet.

» Du bist begeistert und … «

… möchtest mehr erfahren?

Weitere Informationen und Neuigkeiten zur Erfolgsgeschichte von Lukas Schmidt und über sein Start-Up »LS guitars« findest Du unter: