1959 vom Opa gegründet, betreiben die Kargs das Café am Kreuzgang mitten am Marktplatz in Feuchtwangen in mittlerweile dritter Generation. Die mittlere Tochter – Michaela –schafft es dabei auf beeindruckende Weise, Traditionelles mit Modernem zu verbinden, wie die preisgekrönte Chocolatiere und Köchin uns im Interview verdeutlicht.
Michaela Karg ist Chocolatiere, Konditorin, Köchin, Deutsche Meisterin, Unternehmerin und Mutter. Eine vielseitige Frau, bodenständig und einfach geradeaus. Ihre preisgekrönten Pralinen sind ein Traum: kunstvolle, süße Versuchungen mit viel Leidenschaft und Liebe.
So geschmackvoll und bunt wie das Leben.
Gesalzene Erdnuss in Mandelnougat, Champagner Trüffel, Holunder de Luxe oder Kirschwasser-Buttertrüffel: Wer Schokolade mit einmaligen Kombinationen liebt, ist hier goldrichtig! Die Chocolaterie direkt am berühmten Kreuzgang mitten in der Feuchtwanger Innenstadt ist ein Paradies für Genießer. Schon beim ersten Schritt in den Laden überwältigt einen die bunte Auswahl an Pralinen, hausgemachten Kuchen und aufwändigen Torten hinter der Glasauslage. Im gemütlichen Café direkt neben dem Verkaufsraum herrscht reger Betrieb - Gäste jeglichen Alters gehen ein und aus, um ihren Kaffee und die Gebäckkreationen mit dem romantischen Ausblick auf die Kulisse des historischen Klosters zu genießen. Entwickelt werden alle dieser leckeren Kreationen von einer Meisterin ihres Fachs: Michaela Karg, die mit viel Leidenschaft und Liebe zum Handwerk im Jahr 2015 das »Café am Kreuzgang« ihrer Eltern übernommen hat.
Michaela Karg ist in Feuchtwangen zwischen Herd und Kultur aufgewachsen. Von klein auf prägen der Beruf ihrer Eltern und das Café am Kreuzgang ihre Kindheit und ihren Werdegang: »Wir sind mitten im Geschäftsleben aufgewachsen. Wir haben zwischen den Leuten gegessen und Hausaufgaben gemacht, es spielte sich viel von unserem Leben unten im Café ab«, erzählt sie vom Aufwachsen im elterlichen Betrieb. »Es ist ein anderes Leben, weil man eben nicht dieses klassische Wochenende hat. Bei uns war daher immer der Montag unser Familientag, weil das Café da geschlossen hatte. Meine Kindheit war deswegen aber nicht schlechter, sondern einfach nur anders.« Aus der Wohnung im ersten Stock über dem Café mit direktem Blick auf den berühmten Kreuzgang, verpassen die Schwestern Michaela, Christiane und Eva-Maria keine Probe und keine Aufführung des Theaters. Bei Michaela entwickelt sich schon früh der Wunsch, später den elterlichen Betrieb zu übernehmen. Sie geht deswegen nach der Grundschule bewusst auf den wirtschaftlichen Zweig an der ortsnahen Realschule und startet nach ihrem Abschluss den ersten großen Schritt in die Selbstständigkeit. »Ich bin mit gerade einmal 16 Jahren von zu Hause ausgezogen und habe in Augsburg meine erste Lehre als Konditorin begonnen. Es war mein Wunsch diesen Beruf zu lernen, aber das wollte ich nicht zu Hause. Ich wollte weg, wollte etwas von der Welt sehen und längere Zeit wegbleiben«, erinnert sie sich an ihre damalige Entscheidung.
Der Sprung ins Berufsleben ist zunächst hart und die Umstellung von sechs Stunden in der Schule sitzen auf acht bis zehn Stunden stehen fällt ihr schwer. Diese Erfahrung ist bis heute sehr prägend und hilft ihr, sich besser in ihre neuen Lehrlinge hineinzuversetzen. »Wenn jemand bei mir im Betrieb mit der Ausbildung beginnt, versuche ich das immer zu berücksichtigen und darauf Rücksicht zu nehmen. Das ist einfach eine Umstellung und sie braucht Zeit. Ich habe ein halbes Jahr gebraucht und hatte auch Momente, wo ich wirklich verzweifelt war, weil es nicht so geklappt hat, wie ich wollte. Aber plötzlich, als ich mich an alles gewöhnt hatte, fiel mir alles leicht, es hat Spaß gemacht und ich habe gemerkt, dass dieser Beruf genau das ist, was ich machen möchte.« Mit dem Spaß kommt auch der Erfolg: »Mir wurde immer mehr zugetraut und ich habe schließlich meinen eigenen Posten gehabt, auf dem ich gearbeitet habe. So habe ich schon jung viel Verantwortung übernommen und wahnsinnig viel gelernt«, unterstreicht sie.
Am Wochenende brachte sie dann daheim im elterlichen Café das neu Erlernte ein, was bei den Gästen und vor allem der eigenen Mutter super ankam und neuen Schwung ins Café brachte. Da Michaelas Leidenschaft jedoch nicht auf Kuchen und Schokolade begrenzt war, beschloss sie, noch eine Ausbildung als Köchin in einer ganz anderen Ecke Deutschlands, nämlich in Köln im Rheinland, zu beginnen. Trotz der schon dreijährigen Berufserfahrung fällt Michaela auch dort der Start wieder schwer, denn der Beruf als Koch oder als Köchin ist nicht leicht. »Es herrscht ein rauer Ton, wobei ich das von meiner ersten Ausbildung schon ein Stück weit gewohnt war. Ich bin in meiner Küche genau das Gegenteil: Ich finde die Arbeit muss einfach unglaublich viel Spaß machen, gerade weil man so viel Zeit miteinander verbringt. Wenn man ein gutes Team ist und Freude am Beruf hat, ist das super, weil man dann Alles gibt. Morgens aufstehen und sich freuen auf die Arbeit zu gehen, das ist etwas ganz Besonderes! Das möchte ich vermitteln, wenn man bei mir die Ausbildung macht.«
Nach zweijähriger Ausbildung zur Köchin macht sie im Anschluss noch den Betriebswirt des Handwerks, um auch für die Organisation und die Führung des Familienbetriebs gerüstet zu sein, und einen Abschluss als Konditormeisterin. So perfekt ausgebildet, lassen die Jobs in der Spitzengastronomie nicht lange auf sich warten: Michaela wird zunächst Chefpâtissière mit eigenen Auszubildenden in einem Sternerestaurant in Köln. Nach eineinhalb Jahren wechselt sie nach Düsseldorf zum berühmten Zuckerbäcker und Chocolatier Georg Maushagen, einem Meister seines Fachs. Er lieferte seine Kreationen an Präsidenten, an den Fürsten von Monaco oder zu einer Prominentenhochzeit nach Amerika. Seine spektakulären Kreationen verwirklicht er mit Formen aus Gips und Silikon, eine Fertigkeit, die Michaela hier erlernt hat. »Dort habe ich den Formenbau gelernt, aber nicht in meiner Arbeitszeit, sondern in meiner Freizeit«, erzählt Michaela.
Aber nach zehn Jahren in ganz Deutschland stand schließlich die Entscheidung fest: »Ich gehe wieder nach Hause.« Ein Moment vor dem sie zehn Jahre lang Panik hatte. »Von der Großstadt in die Kleinstadt. Aber als ich wieder hier war, hat es mir gleich wieder gefallen. Ich habe mich auf Anhieb wohl gefühlt, sofort eingelebt und integriert. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich mir zehn Jahre Panik ersparen können«, unterstreicht sie rückblickend. »Ich lebe mit einer Frau zusammen und ich wusste nicht, wie die Leute hier in der Kleinstadt darauf reagieren. Aber alle Bedenken waren unbegründet. Wenn man sich selbst so akzeptiert, wie man ist und das nach außen strahlt, akzeptieren eine die Leute auch. Wir sind jetzt verheiratet und haben einen Sohn. Die Anteilnahme bei seiner Geburt war sehr groß und positiv, das hat mich wirklich gefreut.« Der Zeitpunkt für ihre Rückkehr hätte damals nicht passender sein können, denn neue Ideen wurden dringend gebraucht, ebenso eine Renovierung im Laden und im Gaststättenbereich. »Die Leute hatten ein bisschen Angst, dass ich nach meiner Rückkehr viel umstelle und alles top modern mache. Aber mir war es trotz der Neuerung und Modernisierung immer wichtig, den Stil beizubehalten und die Tradition zu wahren, denn die Leute lieben das hier.«
Neben der Rückkehr nach Hause stand ein großer Wunsch ganz oben auf der To-Do-Liste: Die Teilnahme am Wettbewerb »German Chocolate Masters«, der Deutschen Meisterschaft der Chocolatiers, also einem kreativen Wettbewerb auf dem Gebiet der gestalterischen Schokoladenkunst. »Ich wollte dort zeigen, was ich geübt hatte und mich nicht blamieren. Es waren großartige Schokoladenkünstler um mich herum, aber als es dann zur Siegerehrung kam, hatte ich den ersten Platz erreicht! Ich konnte mich erst gar nicht freuen, weil ich nur daran gedacht habe, dass ich jetzt zur Weltmeisterschaft nach Paris fahren muss und mich gar nicht so weit fühle.« Auf den ersten Schock folgt im nächsten Dreivierteljahr eine akribische und intensive Vorbereitung auf den großen Tag und das anspruchsvolle Thema »Haute Couture«.
Michaela erfährt neben der Unterstützung ihres Meisterkursleiters viel Unterstützung von ihrer Familie, insbesondere von ihrer älteren Schwester Christiane, die ihr Inspirationen aus der ganzen Welt schickt. Aber die richtige Idee, wie man das schwierige Thema umsetzten könnte, ist lange nicht dabei. »Dann saßen wir beide im Café zusammen und überlegten. Mein Vater hatte ein Hirschgeweih an die Wand gehängt und wir haben ihn immer gefragt, ob es er nicht endlich abnehmen kann, weil es so scheußlich aussieht. Plötzlich schaute Christiane hoch und sagte zu mir, dass ich meiner Figur doch so ein Geweih auf den Kopf setzen soll, da es ja auch Modenschauen gibt, wo Models mit einem Geweih auf dem Kopf laufen. Und genau diese Idee war es!«. Mit ihrer einzigartigen Kreation, die heute noch im Laden zu bewundern ist, schafft Michaela die ganz große Überraschung in Paris: Sie belegt als erste Frau, die jemals an diesem Wettbewerb teilgenommen hat, den dritten Platz. »Deutschland ist normalerweise immer so auf Platz 17 von 19. Ich wollte auf keinen Fall unter den letzten drei Teilnehmern sein, aber mit einem dritten Platz hätte ich niemals gerechnet. Als erste Frau und noch dazu als Deutsche diesen Platz zu belegen, war eine riesengroße Sensation. Der Wettbewerb hat mir viel ermöglicht und eröffnet. Ich hätte die Möglichkeit gehabt ins Ausland zu gehen und dort einen exquisiten Schokoladenladen zu eröffnen. Es wäre großartig gewesen, aber eben nicht das, was ich wollte. Ich bin froh, dass ich mich so entschieden habe.« Also geht Michaela nach Hause nach Feuchtwangen und modernisiert in sanften Schritten den Familienbetrieb.
Die Großstadt und ihr altes Leben dort vermisst sie bis heute überhaupt nicht, im Gegenteil. »Früher habe ich das Rheinland und die vielen Leute geliebt. Man ist jung, geht auf Festivals und hat viele Möglichkeiten irgendwo hinzugehen. Das habe ich zu dieser Zeit sehr genossen und es war schön. Aber es war einfach damals und ich vermisse es jetzt nicht. Wenn ich heute in der Großstadt in der Fußgängerzone unterwegs bin, erschlagen mich die Menschenmassen nach kurzer Zeit und ich bin froh, wenn ich wieder daheim bin.«
Heute unternimmt sie viel lieber Ausflüge mit ihrer kleinen Familie in die Natur und schätzt die Angebote für die Kleinen: »Wir fahren gerne nach Dinkelsbühl ins Wörnitzstrandbad und fahren dort mit den Tretbooten. Hier in Feuchtwangen kann man schön spazieren gehen, wir haben schöne Radwege und für Kinder schöne Spielplätze. Für Kleinkinder sind die Festspiele im Sommer im Nixelsgarten wirklich fantastisch und hier im Kreuzgang finden Kindervorführungen vor tollem Ambiente statt. Dieses Jahr war Pippi Langstrumpf der absolute Renner und das Theater war immer voll. Das ist für Kinder was ganz Besonderes. Außerdem sind wir kulinarisch gut aufgestellt mit den regionalen Produkten, die hier angeboten werden und den guten Gasthäusern und Biergärten. Insgesamt ist die Lebensqualität bei uns sehr hoch. Wenn ich das mit meinen Freunden aus Düsseldorf oder München vergleiche, die nur für ihre Wohnung arbeiten, ist das doch verrückt. Du hast hier einfach mehr Möglichkeiten. Du hast keine kleine eingeengte Wohnung, du hast mehr Raum, mehr Platz und mehr Natur.«
Die Krönung ihres Glücks ist die Rückkehr ihrer beiden Schwestern nach Feuchtwangen: Christiane, die weltberühmte Opernsängerin, entschied sich während der Corona-Pandemie dazu, ihren Lebensmittelpunkt für ihre Kinder zurück in die Heimat zu verlegen und steuert von hier aus erfolgreich ihre Gesangskarriere, auch mithilfe der Familie. Die jüngste Schwester, Eva-Maria, ist ausgebildete Hotelfachfrau und Jörg, ihr Ehemann, gelernter Koch und Küchenmeister. Gemeinsamen wollten sie das gastronomische Image der Kreuzgangstadt erweitern und haben im Februar diesen Jahres ein Weinbistro direkt am Marktplatz eröffnet. Auch wenn die gemeinsame Zeit der drei Schwestern knapp ist, ist es einfach schön, wenn die ganze Familie wieder in der alten und neuen Heimat vereint ist.
Weitere Informationen und Neuigkeiten zur Erfolgsgeschichte der sympathischen Feuchtwangerin und Ihrem leckeren Kreationen findest Du unter: