Beinahe zufällig sind wir bei einer Recherche über Dinkelsbühl über »Mit Superkräften durch die Nacht« gestolpert und waren uns sofort einig, mit Nora von Karpowitz einen perfekten Kandidaten für unsere HEIMKOMMEN-Erfolgsgeschichten gefunden zu haben. In einem entspannten Gespräch mit Tee und Keksen durften wir mehr über die sympathische und weltoffene Kinderbuchautorin und ihr Kinderbuchprojekt erfahren.
In Mittelfranken aufgewachsen, zog Nora im Alter von 13 Jahren gemeinsam mit ihren Eltern nach Jordanien. Dort lebte sie bis zu ihrem Abitur und studierte danach Architektur in England. Nach Ihrem Master in Istanbul, lebte und arbeitete sie noch weitere 6 Jahre in der weltoffenen und lebendigen Stadt am Bosporus.
2017 entschied sich Nora nach 14 Jahren Ausland ein Jahr Deutschland zu »probieren«. Binnen Wochen lernt sie ihren jetzigen Ehemann kennen und sie ziehen gemeinsam in die romantische Altstadt von Dinkelsbühl.
Während ihrer Schwangerschaft und im ersten Jahr mit ihrem Sohn Claus, war Nora in der Stadt viel spazieren und vor der Kulisse der Altstadt Dinkelsbühl kam ihr die Idee ein Kinderbuch für ihren Sohn zu entwerfen. Die Geschichte des Dinkelsbühler Mauergeistes, der Nachtwächter und der am Faulturm hängende Rapunzel Zopf sorgten für die nötige Inspiration.
Begeistert von dem Klassiker »Das kleine Gespenst« und Rachel Bright’s Kinderbuch-Bestseller »Der Löwe in Dir« arbeitetet Nora beinahe zwei Jahre lang, neben der Betreuung ihres Sohnes, mit viel Herzblut an ihrem Kinderbuch, dem sie den Titel »Mit Superkräften durch die Nacht« gibt.
Der Titelheld des Buches, der den gleichen Namen trägt wie ihr Sohn Claus, ist ein ganz gewöhnlicher kleiner Junge, der sehr gerne ein echter Superheld wäre. Leider ist er weder sehr stark noch unwahrscheinlich sportlich, noch kann er fliegen. Als eines Nachts ein kleines Glühwürmchen an seinem Fenster um Hilfe bittet, nimmt Claus all seinen Mut zusammen und lernt auf der abenteuerlichen Reise durch das Städtchen Dinkelsbühl, dass Helfen ohne Superkräfte schwieriger, aber auch viel mutiger ist.
Nora reimt auch die Texte selbst, zunächst auf Englisch, und übersetzt sie dann ins Deutsche. Larissa Speer, eine Lektorin der bekannten Conny-Bücher, übernahm das Lektorat und verpasste den Texten und Reimen noch das letzte i-Tüpfelchen. Gemeinsam mit einer regionalen Druckerei kümmert sich Nora anschließend um den aufwändigen Satz und das finale Layout, um das komplett handgezeichnete Buch in ein druckfähiges Format zu bringen.
Die Vermarktung des Buchs über große Verlage gestaltete sich aufgrund des sehr starken regionalen Bezugs auf die Stadt Dinkelsbühl und der Tatsache, des es nicht den aktuellen Mainstreamgeschmack traf eher schwierig: Der Markt für Kinderbücher ist hart umkämpft und die Verlage erhalten täglich viele Manuskripte und Nora erhält keine einzige Rückmeldung auf Ihre Anfragen.
Glücklicherweise lässt sie sich nicht entmutigen, ergreift die Initiative, verlegt ihr Buch selbst und präsentiert es in Eigenregie den örtlichen Buchhandlungen. Endlich stellt sich der verdiente Erfolg ein: die Bücherei Rupprecht in Dinkelsbühl dekoriert in der Vorweihnachtszeit ein komplettes Schaufenster mit »Mit Superkräften durch die Nacht«. Lustigerweise, ganz zufällig zusammen mit Rachel Brights Kinderbüchern; auch mit »Der Löwe in Dir«.
Die erste Auflage des Buches mit 250 Exemplaren war noch vor Weihnachten ausverkauft und eine weitere Auflage wurde gedruckt. Weitere regionale Buchhandlungen und auch die Kinderzeche sowie die Meiser Hotels vermarkten ihre »Mutmachgeschichte« inzwischen ebenfalls. Wer möchte, kann das Kinderbuch sogar mit persönlicher Widmung auf ihrer Webseite unter www.noravonkarpowitz.com bestellen und erhält es dann auf dem Postweg. Inzwischen sind über 500 Bücher verkauft.
Am meisten Freude machen Nora aber die begeisterten Rückmeldungen der großen und kleinen Leser, die von der regionalen Mutmachgeschichte hellauf begeistert sind.
Trotzdem wird es kein zweites Kinderbuch aus ihrer Feder geben. Dinkelsbühl ist eine kleine Stadt und ohne großen Verlag im Rücken, ist es schwierig und leider auch viel zu kostspielig ein weiteres Buch zu verlegen. Die Arbeit an ihrem Kinderbuch hat Nora viel Spaß gemacht, aber sie hat das Gefühl, das es nun Zeit wird, etwas Neues zu Beginnen. Illustrieren als hauptberufliche Tätigkeit kommt für sie nicht in Frage, denn es gibt zahlreiche gute Illustratoren und der Bedarf in der Region ist überschaubar. Da ihr der künstlerische Aspekt ihrer Arbeit wichtig ist und das Malen schon immer eine große Leidenschaft ist, möchte Nora in den kommenden Jahren eine Ausstellung von Ölmalereien zum Thema Dinkelsbühl vorbereiten.
Nora und ihr Mann sind in Dinkelsbühl mittlerweile sehr gut integriert und genießen das Kleinstadt-Feeling. Sie bereuen den Hauskauf nicht, denn für Ihren aktuellen Lebensabschnitt mit kleinem Kind ist es nahezu perfekt. Alle waren sehr froh die Lockdown-Zeit im eigenen Haus mit viel Platz und großen Garten verbracht zu haben und nicht in einer Stadtwohnung.
Besonders gut gefällt Nora, dass es auf dem Land so unglaublich sicher ist. Die Menschen kennen sich und achten aufeinander, die Haustüren stehen offen und die Kinder können frei und trotzdem behütet auf den Straßen spielen. Neben dem Sicherheitsaspekt hat es ihr das Städtchen mit seinem Publikum angetan, denn durch den Tourismus bietet Dinkelsbühl und die Region ungewöhnlich viele Möglichkeiten, um etwas zu unternehmen. Die gastronomischen Angebote sind grandios und am Abend ist, untypisch für viele Kleinstädte, auch noch richtig was los. Die Stadt ist aber trotzdem überschaubar und klein genug, dass man sich noch kennt.
Fotos © Nora von Karpowitz