Geschichtslehrpfad Reichardsroth

Die Gemeinde Ohrenbach ist mit etwas über 600 Einwohnern die kleinste Gemeinde im Landkreis Ansbach und hat neben ihrer idyllischen Natur auch eine geschichtsträchtige Vergangenheit zu bieten. Im Ortsteil Reichardsroth erinnert der 2008 angelegte Geschichtslehrpfad an die besondere Bedeutung des Ortes im Lauf der Jahrhunderte, dessen Schicksal eng mit dem Johanniterorden verknüpft war. Entlang von 35 im Boden eingelassenen Steinplatten können Besucher die wichtigsten Daten und Ereignisse in der Geschichte chronologisch begehen. Anhand von fünf weiteren Informationstafeln werden zusätzlich naturräumliche und kulturgeschichtliche Besonderheiten anschaulich dargestellt und beispielsweise Interessantes über die drei Seen im Ort, die Zollstation oder die Johanniter berichtet. Den Weg weist dabei stets ein Schild, auf dem die Kirche abgebildet ist.

Parken können Besucher am Parkplatz gegenüber dem Gasthof »Zur frohen Einkehr« und dann einige Meter bis zum Torbogen an der Ecke der Durchfahrtsstraße nahe der Kirche laufen. Dort findet man die Übersichtstafel »Geschichte begehen«, die einen Überblick über die kurze Route durch Reichardsroth gibt. Eine andere Möglichkeit in den Rundweg zu starten ist, das Automobil am Wanderparkplatz abzustellen und beispielsweise den Geschichtslehrpfad mit dem Besuch des Naturlehrpfades zu verbinden.

Der Weg führt zunächst auf der wenig befahrenen Landstraße durch den idyllischen Ort mit seinen Fachwerkhäusern zum Ortsausgang in Richtung Langensteinach. Kurz vor Verlassen des Dorfes biegt man an der großen Friedenseiche links ab und erreicht die zweite Infotafel »Zollstation«.

Nachdem etwa 60 Metern erreicht man eine Weggabelung, an der man sich links hält. Hier wandert man geradeaus auf einem Flurbereinigungsweg. Das Dorf liegt auf der linken Seite und bietet immer wieder schöne Ausblicke auf seine Kirche und die malerische Ortssilhouette. Immer wieder entdeckt man am Wegesrand in den Boden eingelassene Steinplatten, die von Pflastersteinen eingerahmt werden. Oben, in dicker Schrift gedruckt, informiert eine Jahreszahl oder ein Jahrhundert, wann das Ereignis stattgefunden hat. Darunter beschreibt ein kurzer Text, welches Ereignis stattgefunden hat. So erfährt der Besucher beispielsweise, wann Reichardsroth an Rothenburg verkauft wurde, dass der Geschichtslehrpfad im Jahr 2008 angelegt wurden oder das die imposante Friedenseiche im Jahr 1870 gepflanzt wurde.

Wenig später erblickt man schon am Waldesrand den Spielplatz, der für kleine Wanderer alles bietet, was das Herz begehrt: eine Wippe, ein Klettergerüst, eine Schaukel, ein Rutschturm und Fußballtore laden zum Toben und Spielen ein. Eltern können eine Rast an einer Sitzgruppe machen und dabei entspannt dem Nachwuchs zuschauen. Danach bietet sich auch ein Abstecher zum Reichardsrother See an, an dem sich die dritte Station der Wandertour, »Die drei Seen«, befindet. Die Infotafel behandelt den Unteren, den Mittleren und den Oberen See, die bereits im Mittelalter angelegt wurden. Außerdem beleuchtet sie allgemeine Fakten rund um die Geschichte der Teichwirtschaft. Nach einer kleinen Pause, mit einer herrlichen Aussicht auf den See, führt der Weg weiter auf eine kleine Kreuzung. Hier sollte man den Weg links in den Ort nehmen. Der Wanderer nimmt anschließend die Straße nach rechts, um auf der richtigen Spur zu bleiben und wird nach einem kurzen Weg auf der Hauptstraße wieder aus dem Ort hinausgeführt. Die Strecke geht anschließend auf einem Fußweg parallel zur Straße ST2419 und gewährt einen wundervollen Blick auf die geschichtsträchtige Kulisse.

Anschließend wartet die vierte Station »Die Kommende«: Als Kommende wird ursprünglich im Kirchenrecht die Übertragung der Einkünfte eines Kirchen- oder Klostervermögens auf eine dritte Person unter Befreiung von den Amtspflichten bezeichnet. In späterer Zeit wurden die Niederlassungen der Ritterorden als »Kommende« oder Komturei bezeichnet. Im Jahre 1182 ließ Kaiser Friedrich Barbarossa eine Kirche mit einem Hospital, sowohl zum Schutz von Reisenden als auch aufgrund wirtschaftlicher Aspekte, errichten. Um sicher zu stellen, dass die Pilgerherberge auch fachkundig geführt wurde, holte Kaiser Barbarossa die Johanniter, die er von seinen Kreuzzügen kannte und die eine Art Kombination aus Ritter- und Bruderorden waren, in den Ort. Im Jahr 1192 gründete dann der Johanniterorden eine Kommende und durch die Geschäftstüchtigkeit des Ordens wurde das Dorf ausgebaut. Mit der Geschichte der Kommende und der Geschichte der Hofbauern aus Reichardsroth befasst sich die vierte Infotafel genauer.

Auf der fünften Infotafel »Die Johanniter«, kann man dann anschließend die Aufgaben, die Leitbilder und die Entwicklung der Johanniter genauer nachlesen. Der Niedergang der Kommende begann 1387, als die Förderer und Beschützer des Dorfes, die Herrn von Hohenlohe, aus Geldmangel Reichardsroth an die Stadt Rothenburg ob der Tauber verkaufen mussten. Unter der Herrschaft von Heinrich Toppler wurden Sparmaßnahmen angeordnet und der Verfall der Johanniterkommende begann. Im Dreißigjährigen Krieg wurde schließlich das Johannitergut geplündert und nur wenige Bauern blieben nach der Plünderung in Reichhardsroth. Bis heute zeugen noch der alte Torbogen, Mauerreste, Scheunen, Gutshaus und Teile der spätromanischen Kirche von der ehemaligen Johanniterkommende. Wenn man durch den Reichardsrother Torbogen tritt, endet schließlich auch der Geschichtslehrpfad. 

Die Strecke geeignet sich gut für einen kleinen gemütlichen Spaziergang mit der Familie, denn er hat keine Steigung und auf der Hälfte der Strecke befindet sich ein Spielplatz der Gemeinde Ohrenbach. Für Geschichtsfans bietet er zahlreiche interessante Informationen rund um die Geschichte der Gemeinde Reichardsroth und alle anderen Wanderfreunde genießen einfach die wunderschöne ländliche Idylle mit Blick auf die sehenswerten Fachwerkhäuser, die historischen Bauten und das umliegende Naturparadies.

Impressionen

Karte mit Stationen