Die Stadtmauer in Rothenburg ob der Tauber ist 3,5 Kilometer lang, besitzt sechs Haupttore, über 30 Türme, einem Wehrgang und einem Wallgraben – auf und neben ihr lässt sich die gesamte Altstadt der Tauberstadt umrunden. Mal läuft man vor, mal hinter und beinahe 2,2 Kilometer auf dem überdachten Wehrgang der Stadtmauer. Empfehlenswert ist ein Einstieg an einem der Haupttore: dem Rödertor, dem Galgentor, dem Klingentor, dem Burgtor, dem Kobolzeller Tor oder dem Spitaltor. Informationstafeln (22 Stück an der Zahl) versorgen den Besucher mit Informationen zu den Türmen, den Stadttoren, dem Festungswesen, der Natur und der Landschaften sowie zur Stadtgeschichte und den sehenswerten historischen Einrichtungen. Außerdem kommt man an vielen der beliebtesten Fotospots der Stadt vorbei: Zahlreiche einzigartige Motive wie die Gerlachschmiede oder die Ausblicke ins Taubertal vom Spitalviertel aus, lassen die Herzen jedes Fotografen höher schlagen.
Wir starten den Rundgang am wuchtigen, rund 40 Meter hohen »Röderturm«. Geht man mittels der Steinbrücke über den Wassergraben hinter dem Vortor mit seinen zwei Zoll- und Wachhäuschen, öffnet sich der Fanghof der Torburg.
Der schon vor 1430 erbaute nächste Turm, der »Weiberturm«, wurde höchstwahrscheinlich als sogenanntes Fraueneisen, also ein Gefängnis für säumige Frauen, genutzt. Familien mit Kindern finden dort, direkt vor der Stadtmauer, den großzügig angelegten Spielplatz »Hornburgweg«, der mit seinen zahlreichen Klettermöglichkeiten die Herzen der Kleinen höher schlagen lässt. Vom »Galgentor« aus, hat man einen guten Blick auf die Köpfleinswiese, einem damals grausamen Ort: Ab dem Jahr 1368 besaß die Stadt die Blutgerichtsbarkeit über ihre Untertanen und ahndete Straftaten wie Diebstahl, Gotteslästerung ebenso wie Raub oder Mord. Wer einen breiten Überblick über die Strafen des Mittelalters und der frühen Neuzeit erhalten will, macht am besten einen Abstecher in das sehenswerte Rothenburger Kriminalmuseum.
Weiter geht es auf der Stadtmauer entlang zum »Kummereckturm«, dessen Name wohl von einem Anlageplatz für Schutt und Unrat, bezeichnet als »Kummer«, stammt. Darauf folgt gleich nach dem »Henkersturm«, der »Pulverturm«, ein typischer Wehrturm. Da man dort das Schießpulver aufbewahrte, hatte er starke Front- und Seitenwände, war aber nach innen offen, also ohne Rückwand konstruiert. Später wurden die Wehrtürme aber aus Brandschutz- und Stabilitätsgründen durch eine schwächere Mauerung, Fachwerk oder eine Holzverschalung nach innen geschlossen.
Weiter geht es immer noch über die alte Wehranlage vom »Führbringerstürmlein« zum nächsten großen Stadttor: dem »Klingentor«. Es teilt sich eine Wand mit der Kirche St.-Wolfgang und verknüpft so auf diese einzigartige Weise einen Wehr- mit einem Sakralbau. Vom Inneren der Kirche konnten die Verteidiger der Stadt den Turm besteigen und unter der Kirche waren mehrstöckige Kasematten, Schießscharten und ein Geschützboden angelegt, um von hier aus auf Angreifer zu feuern, die es schon bis in den Graben geschafft hatten. Der 37 Meter hohe Turm, der bereits 1360 erwähnt wurde, diente früher praktischen Zwecken: Nach dem Einbau eines Kupferkessels als Wasserreservoir wurden bis ins 19. Jahrhundert von hier aus die städtischen Brunnen mit Wasser versorgt. Seinen Namen hat das »Klingentor« von der zum Tal steil abfallenden Schlucht erhalten, die von der Bevölkerung »Klinge« genannt wurde. Wir steigen den Wehrgang hinab und gehen außerhalb der Stadtmauer am »Strafturm«, in dem Straffällige nach leichten Vergehen einsaßen, und am Spielplatz »Neue Burg« vorbei, der besonders Familien mit Kindern zu einer kleinen Pause einlädt. Auf den »Klosterturm«, folgt das »Klostertürmchen«: Hier lohnt sich bei schönem Wetter ein Abstecher zum ehemaligen Dominikanerinnenkloster, das heute das RothenburgMuseum beherbergt. Ein Höhepunkt ist der zugehörige Klostergarten: Klarheit, Harmonie und angenehme Ruhe im sonst manchmal hektischen Rothenburg zeichnen den Garten, der außerdem 50 verschiedene Kräuter und Heilpflanzen beherbergt, aus.
Nach dem »Bettelvogtsturm« erreicht man schließlich das »Burgtor mit dem Burggarten«. Eine Burg sucht man hier jedoch vergeblich, denn die früher existierende Reichsburg der Hohenstaufer wurde angeblich 1356 durch ein Erdbeben zerstört. Daraufhin entstand nach 1375 der Turm und nach 1450 das Torhaus mit dem höchsten Torturm der Rothenburger Stadtbefestigung. Am mittleren Torbau ist heute die als »Pechnase« beschriebene Maske zu sehen, durch deren »Mund« heißes Pech auf die Angreifer geschüttet werden konnte. Vom Burggarten aus hat man von den beiden Aussichtspunkten »Burggartenblick« & »Eselssteige« einen grandiosen Blick ins Taubertal beziehungsweise auf die Stadtsilhouette von Rothenburg ob der Tauber.
Der Weg führt dann aus dem Burggarten hinaus und folgt außerhalb der Mauern der Weinsteige zum Aussichtspunkt »An der Eich«., von wo man einen einmaligen Blick über das Taubertal, den Weinberg und die bekannte Doppelbrücke genießen kann. Weiter geht es die Riviera unterhalb der Stadtmauer entlang vorbei am »Weißtürmlein« zum nächsten großen Stadttor. Das »Kobolzeller Tor« sicherte die Stadt südwestlich in Richtung des Taubertals ab. Auf dem von Zinnen gekrönten Ausguck, der Teufelskanzel, hatten die Verteidiger einen guten Blick über Tor und Tal. Auf der alten Mauer führt die Route dann am »Kohl-« und dem»Fischturm« vorbei, anschließend kann man einen Blick auf die 1516 erbaute Rossmühle erhaschen, die ebenfalls zur Sicherung des Stadtlebens in Krisenzeiten diente: Ihr Mahlwerk wurde mit bis zu 16 Pferden angetrieben und konnte daher im Krieg oder wenn die Tauber zu wenig Wasser führte, die Funktion der Mühlen im Taubertal übernehmen. Erkennungsmerkmal sind die zahlreichen Fledermausgauben auf dem Walmdach, die heute als Belichtung der Schlafräume der im Haus untergebrachten Jugendherberge dienen.
Wir gehen weiter über die Stadtmauer vorbei am »Kalkturm« und dem »Stöberleinsturm«, zum »Sauturm« an dem wir die Treppen der Wehranlage hinabsteigen um ein kurzes Stück außerhalb der Mauer einen Blick auf den südlichen Abschluss der Stadtmauer zu werfen: Das »Spitaltor mit der Spitalbastei«, ist das jüngste und gleichzeitig mächtigste Bauwerk der Stadtbefestigung. Das doppelte Bollwerk in Form einer Acht besaß ursprünglich sieben Tore, sowie Fallgitter und eine Zugbrücke. Während Angreifer und Feinde aus dem Wallgang heraus mit Geschützfeuer begrüßt wurden, verkündete der Schlussstein im Bogen der Bastei für die Rothenburger »Pax intrantibus- salus exeuntibus«, was sich mit » Friede dem Eintretenden und Heil- bzw. Wohlergehen den Hinaustretenden« übersetzen lässt.
Am Spitaltor erklimmen wir wieder die Stadtmauer und folgen dem Wehrgang, nun wieder in luftiger Höhe, vorbei am »kleinen und großen Sternturm« zum »Ruckesser« oder auch »Schwefelturm«. Über den »Faulturm« und den »Hohennersturm« geht es dann zurück zum Startpunkt unserer Tour, dem »Rödertor« und dem gleichnamigen »Röderturm«. Er ist, neben dem Rathausturm, der einzige zugängliche Turm auf der Stadtmauer und bietet als krönenden Abschluss des Rundweges einen fulminaten Ausblick über die historische Altstadt von Rothenburg ob der Tauber.
Informationen über Parkplätze, Öffnungzeiten der einzelnen Sehenswürdigkeiten und Führungen finden sich auf der Webseite der Stadt Rothenburg oder in der Infobroschüre »Turmweg Rothenburg«. Diese kann für 5,00 € in der Touristen Information am Marktplatz erworben werden.
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Schwierigkeitsgrad
mittel
Dauer der Tour
2 bis 3 Stunden
Länge der Tour
4,6 km
Barrierefreiheit
nicht barrierefrei
Station 1 | Rödertor
Station 2 | Weiberturm
Station 3 | Galgentor
Station 4 | Kummereck
Station 5 | Henkersturm
Station 6 | Pulverturm
Station 7 | Fürbringerstürmlein
Station 8 | Klingentor
Station 9 | Strafturm
Station 10 | Spielplatz »Neue Burg«
Station 11 | Klosterturm und -türmchen
Station 12 | Bettelvogtsturm
Station 13 | Burgtor im Burggarten
Station 14 | Burggartenblick
Station 15 | Landschaftspanorama
Station 16 | Weinsteige
Station 17 | Aussichtspunkt an der Eich
Station 18 | Weißtürmlein
Station 19 | Kobolzeller Tor
Station 20 | Kohlturm
Station 21 | Fischturm
Station 22 | Kalkturm
Station 23 | Stöberleinsturm
Station 24 | Sauturm
Station 25 | Spitaltor
Station 26 | Kleiner Stern
Station 27 | Großer Stern
Station 28 | Ruckesser (Schwefelturm)
Station 29 | Faulturm
Station 30 | Hohennersturm
Du kannst die Wandertour »Turmweg Rothenburg ob der Tauber« auch als GPX-Datei auf dein Mobiltelefon herunterladen, direkt in einen Routenplaner Deiner Wahl importieren und schon steht dem unbeschwerten Wanderspaß nichts mehr im Wege!
GPX-Datei | Turmweg Rothenburg ob der Tauber
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