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Die Region entdecken

» Ein verstecktes Symbol der Handwerkszünfte «

21. Februar 2025 | Die Region entdecken|0|

In unserer Reihe »Die Region entdecken« widmen wir uns heute einem besonderen Detail des Münsters St. Georg in Dinkelsbühl: dem sogenannten »Brezelfenster«. Dieses kunstvolle Fenster zeugt von der reichen Geschichte und den handwerklichen Traditionen der Stadt.

Ein architektonisches Juwel mit symbolischer Tiefe

Das Münster Sankt Georg in DinkelsbühlDas Münster St. Georg, erbaut zwischen 1448 und 1499, gilt als eine der schönsten spätgotischen Hallenkirchen Süddeutschlands. Besonders beeindruckend sind die 26 Maßwerkfenster, von denen keines dem anderen gleicht. Diese Fenster, mit einer Breite von fast 2,50 Metern und einer Höhe von 14,50 Metern, enden in charakteristischen gotischen Spitzbögen. Ein besonderes Highlight befindet sich im südlichen Chorfenster: das »Brezelfenster«.

Das Brezelfenster: Ein Zeichen des Handwerks

Bei genauer Betrachtung des südlichen Chorfensters erkennt man in den Maßwerkformen mehrere Brezeln, die zum Himmel weisen. Die unteren vier Brezeln sind jeweils in zwei große Brezenformen eingefügt, die oberen beiden passen sich harmonisch in das Halbrund des Spitzbogens ein. Auffällig sind die detailgetreuen Darstellungen, bei denen sogar die Daumenabdrücke auf den Teigenden zu erkennen sind. Über den Brezeln sind zwei Werkzeuge abgebildet: ein gebogener Hammer und ein Zirkel. Diese Symbole repräsentieren die Zünfte der Bäcker und Böttcher. Im Mittelalter fertigten Böttcher Backtröge und andere Holzgeräte für die Bäcker an, weshalb ihre Zunftzeichen hier gemeinsam erscheinen.

Historischer Hintergrund: Macht der Zünfte

Das Brezelfenster am Münster Sankt Georg in DinkelsbühlDie Präsenz dieser Zunftzeichen am Münster ist kein Zufall. Im Jahr 1387 führten Handwerkeraufstände gegen die herrschenden Patrizier zu einer neuen Stadtverfassung in Dinkelsbühl. Die Stadt wurde zur reichsstädtischen Republik, in der Bürger- und Handelsvertreter aus den sechs ansässigen Zünften gemeinsam mit den Patriziern die Geschicke der Stadt lenkten. Der Wohlstand Dinkelsbühls basierte maßgeblich auf dem florierenden Handwerk, insbesondere der Tuchherstellung und Schmiedekunst, deren Produkte bis nach Nürnberg, Nördlingen und Frankfurt verkauft wurden. Während des Baus des Münsters St. Georg, der von 1448 bis 1499 dauerte, standen sich das Rathaus und das Chorfenster direkt gegenüber. Somit wurden die Ratsmitglieder bei ihren Entscheidungen stets daran erinnert, dass die Zünfte eine gleichberechtigte politische Rolle spielten. So ist das Brezelfenster mehr als nur ein dekoratives Element: Es symbolisiert die Bedeutung und den Einfluss der Handwerkszünfte in der Geschichte Dinkelsbühls und zeugt von einer Zeit, in der Handwerk und Politik eng miteinander verknüpft waren. Ein Besuch dieses architektonischen Details bietet einen faszinierenden Einblick in die kulturelle und historische Entwicklung der Region.

HEIMKOMMEN-Tipp: Durch ein Guckrohr im Goldenen Raum des »Hauses der Geschichte« am Altrathausplatz 14 in Dinkelsbühl erhält man einen direkten Blick auf das architektonische Highlight. 

Wir wünschen dir viel Spaß beim Entdecken!

Julia & Sandra




Öffnungszeiten

Sommer: 9.00 Uhr bis 19.00 Uhr
Winter: 9.00 Uhr bis 17.00 Uhr

Kontakt

Marktplatz 1
91550 Dinkelsbühl

Tel. 09851 2245
E-Mail: st.georg.dinkelsbuehl@bistum-augsburg.de
Internet: www.st-georg-dinkelsbuehl.de

 


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