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» Vorhang auf: Die Regina Lichtspiele öffnen bald wieder ihre Pforten «

09. Februar 2022 | Kultur|2|

Feuchtwangen | Gute Nachrichten für die Region an der Romantischen Straße: Das Kino »Regina Lichtspiele« wird schon bald wieder seine Pforten öffnen. Glücklicherweise hat es sich der Verein KulturKino Feuchtwangen e. V. zur Aufgabe gemacht, dem alten Lichtspielhaus wieder neues Leben einzuhauchen. Die Sanierungsarbeiten sind nun beinahe abgeschlossen, und wir finden, das ist genau der richtige Zeitpunkt, um den Regina Lichtspielen einen Besuch abzustatten.

An einem verregneten Donnerstagvormittag war es so weit: Wir trafen Wolfgang Grebenhof, Schriftführer des Vereins KulturKino Feuchtwangen e. V., der es sich zusammen mit den über 100 Mitgliedern des Vereins zur Aufgabe gemacht hat, das alte Kino wieder zum Leben zu erwecken.

Die Fototapete im Foyer der Regina Lichtspiele

Seit den 50er-Jahren waren die Regina Lichtspiele eine feste Institution in Feuchtwangen. Der letzte Kinobetreiber, Max Lechner, der nebenberuflich das Kino in Feuchtwangen und auch das Lichtspielhaus in Dinkelsbühl führte, leistete echte Pionierarbeit: Das Ausleseprogramm am Montagabend hatte bei vielen Feuchtwanger Kinofans Kultstatus erreicht. Mit seinem Programm, in dem er teilweise auch schräge und außergewöhnliche Arthouse-Filme vorführte, machte sich Herr Lechner einen Namen in der Filmszene und erhielt beinahe jährlich Auszeichnungen. Aus gesundheitlichen Gründen musste er die Filmvorführungen einstellen, und nach mehreren Jahren Leerstand war klar, dass Herr Lechner den Betrieb des Kinos nicht weiterführen würde.

Schnell bildete sich ein fester Kern aus Cineasten, die das Kino in der Feuchtwanger Altstadt unbedingt erhalten wollten. Nachdem man mit diesem Wunsch auf die Stadt Feuchtwangen zugegangen war und diese Bereitschaft zeigte, bei entsprechend breitem Interesse aus der Bevölkerung dem Projekt eine Chance zu geben, wurde der Verein KulturKino Feuchtwangen e. V. gegründet. Als fester Ansprechpartner der Stadt entwickelte der Verein ein tragfähiges Konzept, und der Stadtrat war daraufhin bereit, »Geld in die Hand« zu nehmen. Frau Dr. Maria Wüstenhagen, seit 2014 Kulturbeauftragte der Stadt, konnte sich ebenfalls sofort für das Projekt begeistern, da das Kino als Veranstaltungsort für kulturelle Darbietungen das Portfolio der Stadt perfekt ergänzte.

Die Städtebauförderung hatte die Belebung der Feuchtwanger Innenstadt schon ins Auge gefasst, und da kamen die Sanierungspläne gerade recht: Die Baukosten von etwa 1.500.000,00 Euro wurden mit fast 900.000,00 Euro, unter anderem auch von der LAG Region an der Romantischen Straße e. V., gefördert.

Kinosaal Regina Lichtspiele Feuchtwangen

Nachdem die Finanzierung gesichert war, konnte die Komplettsanierung des Gebäudes beginnen, und die Arbeiten sind nun, nach mehreren Jahren Planungs- und Bauzeit, abgeschlossen. Das Konzept ist sehr gut gelungen, gekonnt wird immer wieder der Bogen zwischen Altem und Neuem geschlagen. Eine Garage im Nebengebäude mit historischem Gewölbe wurde an den Eingangsbereich angeschlossen und zum modernen Foyer umgestaltet. Das Wahrzeichen von Feuchtwangen, der Kreuzgang, diente hier als Vorbild für die Säulen im Foyer, die die Tragfähigkeit des alten Gewölbes gewährleisten. Ein besonders Detail war den Filmfreunden vom KulturKino Verein Feuchtwangen e. V. dabei besonders wichtig: Das für viele altbekannte Kassenhäuschen wurde erhalten und eine Fototapete mit einem alten Foto erinnert an Frau Lechner, die dort bis zur Schließung des Lichtspielhauses saß und Kinotickets & Snacks verkaufte. Herr Grebenhof war bei einer Ausstellung des Fotoclubs Feuchtwangen in der Kleinen Galerie Feuchtwangen zufällig über das Bild gestolpert, und so fand die gelungene Aufnahme einer Fotografin des Fotoclubs den Weg an die Wand hinter dem Verkaufstresen im neuen Foyer. Ein weiteres liebevolles Detail: Auch der auf der Fototapete zu sehende Tick-Tack-Ständer hat seinen Weg zurück auf den Verkaufstresen gefunden. Wer sich im Kino umsieht, entdeckt viele weitere Kleinigkeiten und erkennt, wieviel Herzblut in die Sanierung des Kinos gesteckt wurde. Die Türen sind mit Bildern bekannter Filme beklebt, die Behindertentoilette im Foyer ziert das Konterfei der beiden Hauptdarsteller von »Ziemlich beste Freunde« und auf den Toilettentüren sorgen Barbara Streisand als Yentl und Dustin Hoffmann als Tootsie für einen humorvollen Aha-Effekt.

Vom historischen Inventar im Kinosaal wurde der Balkon und auch die farblich angepassten alten Spiegelei-Leuchten erhalten. In einem satten Dunkelblau gehalten, präsentiert sich der komplett erneute Kinosaal mit nagelneuen, weich gepolsterten Sitzen dem zukünftigen Besucher. Die etwas über 170 alten Kinosessel wurden von den Mitgliedern des Vereins in Eigenregie ausgebaut und gegen Spenden an Interessierte abgegeben. Kein einziger Sitz blieb übrig. Im Kinosaal verblieben sind knapp über 150 neue Sitzplätze, da einige Sitze weichen mussten, um die zwei Stellplätze für Rollstuhlfahrer (das neue Kino ist jetzt barrierefrei) und Platz für einen zweiten Notausgang auf der Galerie zu schaffen.

Die Aufkleber an der Metalltür zum Vorführraum

Im Obergeschoss des Kinos findet einer der alten Projektoren einen Ehrenplatz vor einer Fototapete, die einen Blick in den alten Vorführraum gewährt. Eine komplett ausgestattete Künstlergarderobe mit Dusche sorgt dafür, dass die Lichtspiele auch für Aufführungen darstellerischer Art gut gerüstet sind.

Der Vorführraum konnte früher nur über eine Treppe durchs Freie betreten werden, nun führt eine kleine Tür von der Galerie aus in den kleinen Raum. Die beiden alten Filmprojektoren sind modernster Filmtechnik gewichen: Jeder Winkel ist vollgepackt mit Technik, die für den Film- und Theaterbetrieb benötigt wird. Eine alte Metalltür, mit Aufklebern aus den 50er oder 60er Jahren beklebt, erinnert auch hier an die alten Zeiten.

Bei der Renovierung wurde versucht, möglichst viele Optionen für die Zukunft zu berücksichtigen. Ein Durchbruch zum nebenan liegenden Gasthaus Krone ist bereits vorgesehen und kann ohne größeren Aufwand realisiert werden, um irgendwann vielleicht auch Tagesseminare mit Catering durchführen zu können. Konkrete Pläne gibt es hier aber noch keine, da die Stadt Feuchtwangen zum jetzigen Zeitpunkt noch keinen Pächter für das angrenzende Gastronomieobjekt gefunden hat.

Blick auf den Balkon und die Spiegeleileuchten

Der Betrieb der Lichtspiele soll zukünftig auf Basis dreier Säulen erfolgen: Kino, Kultur & Bildung. Neben dem regulären Kinobetrieb durch den KulturKino Verein Feuchtwangen e. V. steht der Kinosaal mit seinen bequem gepolsterten Sitzplätzen zukünftig auch für kulturelle Veranstaltungen aller Art zur Verfügung. Denkbar sind kleinere Konzerte, Kabarett, Lesungen oder auch Poetry Slams. Als weiteres Standbein kann der Saal von Schulen, Unternehmen oder Vereinen zukünftig für Bildungsveranstaltungen genutzt werden: Egal ob Seminare, Fortbildungen oder Vorlesungen der Hochschule, Bildungsfilme für Schüler aller Altersklassen oder einen Bildvortrag des örtlichen Fotoclubs, die Räumlichkeiten in den Regina Lichtspielen bieten vielfältige Möglichkeiten und haben die perfekte Größe.

Der Kinobetrieb ist zu Beginn an vier Tagen in der Woche geplant: Donnerstag, Freitag, Samstag sowie Montag. Das Programm soll „klein aber fein“ sein und nicht nur eingefleischte Cineasten ansprechen. Die Betreiber möchten ihre Nische finden und sich mit einem besonderen Programm von anderen Kinos in der Region unterscheiden. Geplant ist eine Mischung aus Arthouse-Filmen und ausgewählten massenkompatiblen Filmen, die nicht in jedem Kino gezeigt werden. Ein Sonderprogramm rund um die gezeigten Filme soll den Besuchern einen Mehrwert bieten, um sich zusätzlich vom Heimkino abzuheben. Die Filmauswahl trifft ein Arbeitskreis, zwei Mitglieder des Ausschusses waren bereits an der Auswahl des Ausleseprogramms am »Kultmontag« beteiligt.

Der neue Eingangsbereich der Regina Lichtspiele in Feuchtwangen

Voraussichtlich Ende März 2022 ist nun ein Eröffnungswochenende mit abwechslungsreichem Programm geplant: Am Freitagabend wartet der obligatorische Festakt mit Grußworten, im Anschluss daran wird der erste Film vor Publikum gezeigt. Am Samstag ist ein Tag der offenen Tür angedacht, an dem Kurzfilme von Filmschülern der Hochschule vorgeführt werden sollen, um allen Besuchern einen ersten Eindruck vom Kino zu ermöglichen. Am Abend wartet ein hochklassiges Kulturprogramm mit anschließendem Spätfilm auf die Kinofans. Die geplanten Feierlichkeiten enden mit einer Filmmatinée und einem Kinderfilm am Sonntagnachmittag.

Die Webseite des Lichtspielhauses www.kulturkino-feu.de ist aktuell noch im Aufbau. Dort kann schon bald das Kinoprogramm abgerufen werden, und auch ein Kauf der Kinokarten ist möglich. Wenn du Dich jetzt fragst, wie du dem dem KulturKino Verein Feuchtwangen e. V. helfen und das Projekt Regina Lichtspiele unterstützen kannst: Ehrenamtliche Helfer zum Betrieb des Kinos, gerne auch ohne technische Vorkenntnisse, werden stets gesucht. Auf KulturKino Feuchtwangen | Facebook kannst du mehr über den Verein und die Regina Lichtspiele erfahren.

Mit viel Herzblut, zahlreichen Impulsen aus der Bevölkerung und der Unterstützung der Stadt Feuchtwangen konnte der KulturKino Verein Feuchtwangen e. V. dem alten Kino wieder Leben einhauchen. Wir freuen uns schon sehr auf unseren ersten Film in den Regina Lichtspielen in Feuchtwangen. Du auch? Wir halten dich auf dem Laufenden!

Bis bald im Kino!!!

Julia & Sandra


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Kommentare

Anonymer Verfasser | am 11. Februar 2022
Endlich wieder kino👍
Heike | am 11. Februar 2022
Das finde ich richtig toll...in Würzburg gab oder gibt es vielleicht auch noch so ein kleines schnuggeliges Kino. Richtig gut...