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» Wie der Apfel aus dem Garten in die Flasche kommt «

12. Oktober 2023 | Leben|0|

Der Herbst ist Erntezeit, auch im eigenen Garten. Was den Sommer über im Garten an den langgehegten Obstbäumen gereift ist, kann nun endlich geerntet und gegessen werden. Zwar schmecken frischen Früchte sehr gut, aber was tun, wenn man jeden Tag mit vollen Händen aus dem Nutzgarten zurück kommt und die große Menge an Äpfeln oder Birnen gar nicht mehr verarbeiten kann? Eine Möglichkeit ist die Weiterverarbeitung zu einem leckerem Saft. Und genau der sprudelt wieder fleißig in den Hallen der Mosterei des Obst- und Gartenbauvereins in Colmberg. Wir haben für dich hinter die Kulissen geschaut und haben außerdem noch erfahren, welche weiteren Angebote der Verein anbietet. 

Am frühen Samstagmorgen herrscht schon rege Betriebsamkeit auf dem Gelände des Obst- und Gartenbauvereins am äußeren Rand der Gemeinde Colmberg. Vor dem Halle parkt ein Ehepaar aus der Region, den Anhänger beladen mit unzähligen roten Kisten voller saftiger, reifer Äpfel. Die beiden kommen jedes Jahr zum Mosten und freuen sich schon auf das gesunde Getränk aus ihrem eigenen Obst. Aber wie funktioniert das mit dem Mosten genau?

Äpfel im Presshäcksler

Zunächst heißt es mit anpacken: Wer Obst bringt, muss selbst mithelfen, die Früchte in den Häcksler zu füllen. Dort werden sie in einem Wasserbad vom Schmutz gereinigt und anschließend von der Maschine klein gehäckselt. Heraus kommt eine bräunliche Masse, den man auf den ersten Blick nicht mehr mit Äpfeln in Verbindung bringen würde – wären da nicht der aromatische, süße Geruch. Ein gut eingespieltes Team aus zwei Vereinsmitgliedern packt die Apfelschnitzel im nächsten Arbeitsschritt in silikonbeschichteten Tüchern in einem Metallrahmen. Mehrere Schichten werden aufeinandergestapelt und die Obstpresse drückt die weiche Masse mit großem Druck zusammen. Heraus kommt zum einen die Musplatte, stark gepresste Apfelreste, die Jäger im Winter an Rehe verfüttern, und der Rohsaft, der schäumend in ein bereitgestelltes Behältnis fliest. Der frisch gepresste Saft wird nun in den Pasteurisator, einen großen silberfarbener Behälter, gefüllt und dort auf über 80 Grad Celsius erhitzt, was alle Mikroorganismen abtötet und den Saft so lange haltbar macht. Zuletzt wird er, ganz nach Wunsch des Kunden, in Plastikbeutel oder in Glasflaschen abgefüllt. Ungeöffnet hält sich der Saft so jahrelang, geöffnet in einem Beutel bis zu sieben Monate so lange keine Luft hineinströmen kann.  

Colmberg in der Abendsonne

War zu Gründungzeiten im Jahr 1906 das Mosten die Hauptaufgabe des Vereins, sind über die Zeit zahlreiche andere Tätigkeitsfelder dazu gekommen, wie Michael Arold, Vorsitzender des Vereins, erläutert. Eine Herzensangelegenheit der Mitglieder ist die Erhaltung und die Pflege der Landschaft wie der Streuobstwiesen und Hutungen rund um Colmberg, wie zum Beispiel am Heubuck. Streuobstwiesen unterhält der Verein im Ortsteil Häslabronn mit rund 120 Bäumen und in Colmberg mit über 300 Obstbäumen. Hier besteht zusätzlich für Mitglieder die Möglichkeit eine Baumpatenschaft zu übernehmen. Das Verfahren ist denkbar einfach: Man bekommt ein Schild, das man mit seinem Namen versieht und es an einen freien Baum hängt. So können Obstliebhaber fünf Jahre lang kostenloses Obst von ihrem Baum ernten und verarbeiten.

Außerdem beteiligt sich der Obst- und Gartenbauverein am Dorffest der Vereine in Colmberg mit einer Losbude, bei der es Garten- und Zimmerpflanzen zu gewinnen gibt, sowie dem Verkauf frischer Salatteller. Im Rahmen des Ferienprogrammes wird in den Sommerferien für die Jüngsten ein Nachmittag mit unterschiedlichen Aktionen rund um Garten und Natur angeboten, wie zum Beispiel einen Waldspaziergang oder Bastelarbeiten. Ein weiterer Service ist der Verleih von Gartengeräten gegen kleines Geld: Egal ob Gartenfräse – oder -mulcher, Motorsense oder Starkstrom-Gartenhäcksler, viele hochwertige Gartengeräte stehen den Mitgliedern des Vereins zur Verfügung. 

Jedes Jahr in Frühjahr bietet der Verein Obstbaumschnittkurse für Gartenbesitzer an. Da Obstbäume Kulturpflanzen sind, benötigen sie die Pflege des Menschen, um stabil zu Wachsen und leckere Früchte zu tragen. Hierfür ist aber einiges Wissen über die richtigen Schnitttechniken erforderlich, um entweder einen jungen Baum ziehen oder bei einem alten Baum ein stabiles Grundgerüst zu erhalten, damit sie im Herbst reichlich Obst tragen. Wer sich hierfür interessiert und Lust hat sein Wissen dann vor Ort in die Tat umzusetzen, sollte im Frühjahr aufmerksam die Zeitung studieren: Der Obst- und Gartenbauverein gibt hier die wetterabhängigen Termine für die Kurse relativ kurzfristig bekannt. 

Wenn du jetzt denkst, dass so viele Vorteile bestimmt einen Haufen Geld kosten, liegst du komplett falsch: Der Mitgliedsbeitrag liegt bei einem Euro pro Monat, also 12,00 € im Jahr. Familienmitgliedschaften für Ehepaare kosten 18,00 € für ein ganzes Jahr und Kinder bis 18 Jahre sind kostenlos mit dabei. Rund 240 Mitglieder zählt der Verein, darunter 30 aktive Mitglieder, die sich ehrenamtlich in der Vorstandschaft, beim Keltern oder bei anderen Aufgaben engagieren und ohne die solche Aufgaben nicht machbar wären. Diese ehrenamtliche Leistung hilft, Colmberg jedes Jahr schöner und lebenswerter zu machen und auch das gesellschaftliche Leben mitzugestalten. So hat sich der Verein auch für die Zukunft einiges vorgenommen. An dem 1984 in Eigenregie gebauten Gebäude soll zusammen mit anderen Initiativen ein Dorfbackofen entstehen und so zur Tradition des gemeinschaftlichen Backens zurückgekehrt werden. Ein großartiges Projekt, auf das wir schon ganz gespannt sind. 

Du möchtest auch mitmachen? Informationen und Neuigkeiten zum Obst- und Gartenbauverein Colmberg e. V. findest Du auf der Webseite oder der Facebook-Seite des Vereins.

Julia & Sandra

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Impressionen

Obst- und Gartenbauverein Colmberg

Äpfelhäcksel Obst- und Gartenbauverein Colmberg

Saftpressen beim Obst- und Gartenbauverein Colmberg

Apfelsaft abfüllen im Obst-und Gartenbauverein Colmberg


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