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Regional?-Genial!

» Regionale Produkte kaufen & genießen «

06. September 2023 | Regional?-Genial!|0|

Die Nachfrage nach regional und authentisch hergestellten Produkten steigt stetig. Kein Wunder, denn sie sind ein nachhaltiges Statement für den Umwelt-, den Tier- und den Klimaschutz und immer mehr Menschen schätzen die Produkte, die die heimischen Wirtschaftskreisläufe unterstützen und somit auch Arbeitsplätze in der Region sichern. Ein zentrales Problem für heimischen Lebensmittel sind dabei aber häufig deren fehlenden Vermarktungsstrukturen. Denn anders als bei vielen Bioprodukten gibt es in diesem Bereich kaum Kooperationen oder Partnerschaften zwischen den regionalen Erzeugern und dem Einzelhandel, so dass die Produzenten ihre Absatzstrukturen in vielen Fällen selbst schaffen müssen - sei es auch durch einen eigenen Hofladen oder einen Webshop.  Einer, der es sich zur Herzensaufgabe gemacht hat, den Erzeugern eine gemeinsame Plattform zu bieten und so das Bewusstsein für regionale Lebensmittel zu stärken, die Wegwerfquote bei Lebensmitteln zu reduzieren und die Wertschätzung bei Lebensmittel mit höherem Preis zu steigern, ist der Wahl-Dinkelsbühler Marcus Fabian. 

Seine Leidenschaft für die kleinen Hofläden und Manufakturen begann vor fünf Jahren, als Marcus von Konstanz am Bodensee nach Dinkelsbühl zog. Einige Jahre zuvor hatten ihn der reine Zufall nach Dinkelsbühl geführt, ebenfalls eine Liebe auf den ersten Blick: »Damals hat es mich wegen eines Staus nach Dinkelsbühl verschlagen. Ich war am Wochenende in Richtung Urlaub unterwegs und hatte schon acht Stunden Fahrt hinter mir. Vor der Ausfahrt Dinkelsbühl wurde im Radio durchgesagt, dass noch 19 Kilometer Stau kommen. Da bin ich die nächste Ausfahrt raus und so in Dinkelsbühl gestrandet.« Marcus findet die Stadt und die alten Gebäude unglaublich charmant und ist begeistert von der Offenheit und der angenehmen Art der Dinkelsbühler. Immer wieder kommt übers Wochenende in die Stadt, bis sich vor fünf Jahren die Möglichkeit ergab seine Unternehmung aus Konstanz zu verlegen. Er bereut seinen Umzug keine Sekunde und entdeckt schon bald die vielen kleinen Hofläden und regionalen Vermarkter. Schon bald stolpert er über das Problem, dass die festgelegten oft von den tatsächlichen Öffnungszeiten abwichen und die Produzenten schwer erreichbar waren. »Das alles führte schließlich dazu, dass ich mich 2020 gefragt habe, wie man das alles zusammenfassen kann«, erzählt er.

Zunächst eröffnet er unter www.heimatprodukte.de eine Webseite mit einem Shop, schnell wird im klar, dass das als einzige Absatzform nicht ausreichend ist: »Das erste Jahr war eine Katastrophe, weil die Leute online solche Produkte nicht wirklich bestellen. Sie möchten die Hintergründe wissen, sie möchten ein persönliches Gespräch führen, sie möchten wissen was drin ist und ausführlich über die Produkte informiert werden. Deswegen habe ich dann letztes Jahr angefangen, mich auf Märkte zu begeben, mit ganz unterschiedlichen Erfolgen.« Wenn ich auf einen Markt gehe, habe ich etwa 100 verschiedene Produkte dabei, so wie ein fliegender Dorfkrämer. Die Konsumenten haben dann eine gute Auswahl und können vor Ort regional einkaufen. Bei mir ist auch immer eine Verkostung dabei, denn es gibt Produkte, die gebe ich nicht heraus, bevor sie verkostet wurden, weil sie relativ speziell sind. Bei mir es ein bisschen wie der Naschmarkt in Wien. Du kannst Chips oder einen Secco probieren und ich finde, das ist auch genau das, was regionale Produkte ausmacht und was regionale Produkte und Vermarkter leisten sollten.«

Pesto

Der Geschmack und das Besondere steht für Marcus stets im Vordergrund und er testet jedes seiner Produkte auf »Herz und Nieren«. Im Sortiment finden seine Kunden eine abwechslungsreiche Auswahl von Aufstrichen wie klassischer Marmelade, Gelee, Pesto in außergewöhnlichen Geschmacksrichtungen, Chutney, Secco und Schaumweine oder auch exotischeres wie beispielsweise Zwiebelconfit, Auberginencreme oder Berglinsenpaste. »Ich suche besondere Produkte, Produkte, die man sofort spannend findet!«

Seine Hersteller kommen dabei aus der Metropolregion Nürnberg, Bayern, Baden-Württemberg oder dem Schwarzwald. Neben der klassischen Recherche über das Internet sucht und findet Marcus sie dort, wo sie hergestellt werden: »Ich bin viel unterwegs und fahre oft abseits der Autobahn. Wenn ich etwas Interessantes sehe, dann fahre ich rechts ran und frage nach. Fragen, fragen, fragen lautet meine Devise.« Da er stets auf der Suche nach neuen innovativen Produkten ist, freut er sich auf der anderen Seite aber auch darüber, wenn sich Produzenten direkt bei ihm melden.

Um seine Produzenten und Ihre Produkte bestmöglich zu vertreten und zu vermarkten, hat Marcus Ende des letzten Jahres angefangen, sich ein Netzwerk aufzubauen und ist sicher, alle Komponenten und Zutaten beisammenzuhaben, um »Heimatprodukte« und seine regionalen Erzeuger zum Erfolg zu führen. Der erste größere Schritt war die Belieferung des Dorfladen in der Gemeinde Neusitz: Hier warten zwei Regale mit über 40 verschiedenen Heimatprodukten auf den Kunden. Marcus Fabian ist von seinem Konzept überzeugt: »Ich glaube, das ist für alle, die daran beteiligt sind - also Märkte, Konsumenten und Erzeuger- eine Mehrfach-Win-Situation. Die Märkte müssen sich nicht mehr mit den vielen kleinen Erzeugern auseinandersetzen die häufig nur wenige Produkte liefern, die regionalen Erzeuger bringen Ihre Produkte ohne Aufwand in die Märkte und die Konsumenten freuen sich über eine große Auswahl an regionalen Produkten an einem Ort.«

Der Dorfladen in Neusitz soll der Auftakt zu zukünftig zahlreichen Verkaufsstellen sein. Marcus plant bis Ende des Jahres zehn Verkaufsstellen zu beliefern, darunter Hof- und Dorfläden, Feinkostgeschäfte oder Campingplätze. Außerdem möchte er sein Sortiment auf 300 bis 400 Produkte ausweiten und eine »Heimatretterbox« starten. In den zufällig zusammengestellten Boxen, die in verschiedenen Größen erhältlich sein werden, kann der Verbraucher regionale Produkte die kurz vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums stehen, vergünstigt kaufen. Die Retterbox ist eine Herzensangelegenheit für den Jungunternehmer: »Die Heimatretterbox ist für mich emotional das größte Projekt, weil ich finde, dass wir viel zu viele Produkte oder Lebensmittel entsorgen, und mit der Box kann man dem entgegenwirken, den Mindesthaltbarkeitsprodukte sind ja »mindestens haltbar bis« und »nicht tödlich ab«, verdeutlicht er. 

Auch soziale Projekte liegen dem sympathischen Unternehmer sehr am Herzen, er unterstützt den »Dinkelsbühler Tisch« regelmäßig mit Geld und Sachspenden. Vor allem Artikel die kurz vor dem Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums stehen finden so einen Abnehmer und landen auf den Tisch statt in die Mühltonne. Auch der von Marion Brueggen und Martin Rienecker gegründeten »Volxküche« in Bad Windsheim greift er hin und wieder unter die Arme: In der Volxküche werden mit gespendeten Lebensmitteln Mittagessen gekocht und günstig abgegeben. Kunden, die etwas Gutes tun möchten, zahlen zwei Essen: eines für sich und eines für einen bedürftigen Menschen.

Marcus Fabian von HeimatprodukteFür Marcus ist neben der sozialen Komponente auch das Bewusstsein für regionale Erzeugnisse, heimische Rezepte und alte Getreidesorten wichtig. Er möchte die Menschen, die hinter der Herstellung dieser mit viel Herzblut produzierten Erzeugnisse stehen, ins Rampenlicht rücken. Hierfür plant er zukünftig einen Podcast und überarbeitet aktuell seine Webseite, um diese wichtigen Inhalte zusätzlich aufnehmen zu können. »Ich finde, dass es die Produkte von kleinen Manufakturen verdient haben, eine höhere Sichtbarkeit und damit auch mehr Wertschätzung zu erhalten. Wir sollten uns mehr regional orientieren, anstatt, um ein paar Euro zu sparen, weite Lieferwege in Kauf nehmen. Das ist woran ich glaube, und ich bin überzeugt, dass es zukünftig mehr und mehr kommen wird: Wieder hin zu guten Produkten, handwerklich und regional hergestellt, auch wenn sie etwas teuer sind.«

Das vollständige Interview mit Marcus Fabian kannst du dir in unserem HEIMKOMMEN-Podcast anhören!

Viel Spaß beim regional kaufen!

Julia & Sandra