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Regional?-Genial!

» Kugelrunde Köstlichkeiten aus der Bäckerei Striffler «

20. November 2023 | Regional?-Genial!|0|

Bald ist es soweit: Rothenburg ob der Tauber verwandelt sich wieder in ein Winterwonderland. Das ganze Jahr über übt das Mittelalterstädtchen mit seinen Türmen, Wehrmauern und historischen Häusern, die hoch über dem Taubertal drohen, einen ganz besonderen Reiz aus, aber in der Adventszeit lockt zusätzlich der Weihnachtsmarkt - der Reiterlesmarkt - in die verwinkelten Gassen der alten Reichsstadt und erfreut Besucher mit einem wundervoll romantischen Ambiente. Neben echten Schneeflocken, die im Dezember über die festlich geschmückten Buden wehen, gehören die Schneeballen zum festen Bestandteil in der jahrhundertalten Fachwerkstadt.

Schneeballen aus der Bäckerei Striffler

Mit Puderzucker bestäubt, mit Schokolade ummantelt, mit Mandeln überzogen oder gefüllt -  nirgendwo schmeckt die süße Leckerei besser als in Rothenburg ob der Tauber, in der die Spezialität schon seit Jahrhunderten nach alten Familienrezepten gebacken wird. Schneeballen gehören, historisch gesehen, zu den besonders früh auftauchenden Fettgebäcken und waren zu Beginn ein traditionelles Festtagsessen: Sie wurden ursprünglich als Gebäck zu besonderen Anlässen, wie Taufen, Hochzeiten oder Kirchweihen gebacken, da man sie Dank des feinen Eiermürbeteiges bereits zwei bis drei Wochen vor dem großen Ereignis backen und so dem Festtag entspannt entgegenblicken konnte. Das Backwerk, das in der Küchenliteratur auch als »Storchennester«, »Spankiachl« oder »Maulkörbe« bezeichnet wird, besteht als Grundlage in der Regel aus einem Mürbteig, der mit einem Teigrad in Streifen geschnitten wird. Diese Bänder schichtete man früher nestartig übereinander und steckte einen Kochlöffel oder etwas Ähnliches dazwischen, um das so entstandene Backwerk aus ineinander verschlungenen Teig­streifen locker zusammenzuhalten. Historische Belege für deren Entstehung zeigen sich beispielsweise im Rothenburger Stadtarchiv, in dem sich eine Rechnung vom 08. September 1719 über 32 Kreuzer für eine Schüssel Schneeballen findet. Einen weiteren Nachweis liefert das Haushaltsbuch »Haus-Vatter« von Franz Philipp Florinus, der in dem Rezept von 1722 »geschnittene Teigstreifen man vor dem Ausbacken über Steckelein gelegt hat« beschreibt. 

In Rothenburg ob der Tauber verkauft die Bäckerei Striffler seit 1924 die lokale Spezialität, mittlerweile schon in der vierten Generation. Das Wissen um die perfekten Rezepte und die Handwerkstradition wird im Familienunternehmen von Generation zu Generation weitergegeben: Begonnen hat alles mit Fritz Striffler, dem Uropa das heutigen Eigentümers Florian Striffler, der zur damaligen Zeit als erster städtischer Bäcker mit dem »Schneeballen backen« begann.  Damals wurde das Mürbeteiggebäck auf dem Land ausschließlich zu bestimmten Festen hergestellt und war in der Stadt als »Bauerngebäck« verpönt. Der Grund dafür war, dass das Originalrezept die Zutaten Eigelb, Sahne, Butter, Zucker, Mehl und guten, fränkischen Zwetschgenschnaps enthält, alles Zutaten, die den damaligen Bauern zur Verfügung standen. Als Fritz Striffler anfing, sie in seiner Bäckerei zu produzieren, konnten seine Kunden sie das ganze Jahr und unabhängig von bestimmten Anlässen erwerben und so wurde das regionaltypische Produkt als Marke für Rothenburg geboren. 

Damals wurden die regionale Spezialität auch noch mit speziellen Schneeballenzangen hergestellt. Bei besagter Backform handelt es sich um eine Metallhohlkugelform mit Löchern, die man aufklappen kann, um das zu einem lockeren Ball geformte Gebäck hineinzulegen. Das durch die Löcher dringende Fett backt den Teig dann zu einem luftigen und goldbraunen Ball. Da das Unternehmen mittlerweile durchschnittlich rund 1.000 Stück pro Nacht herstellt, werden heute spezielle Schneeballenkörbe benutzt, mit denen bis zu 12 Stück in einem Arbeitsschritt gefertigt werden können. 

Der Qualitätsgedanke ist dabei stets Leitbild, egal an welchem Standort: Zu Beginn konnte man das Ladengeschäft noch im »Turmseelein« finden, ab dem Jahr 1925 in der Klingengasse in Rothenburg und schließlich folgte im Jahre 1932 der Umzug in den heutigen Hauptstandort, die Schmiedgasse 1 in Rothenburg. Hier, zentral zwischen Plönlein und Marktplatz, führt seit dem Jahr 2017 Florian Striffler den Handwerksbetrieb seiner Familie weiter, neben den alten Prinzipien stehen nun auch Innovationen im Fokus. Geblieben ist das Originalrezept von 1924, das aber mittlerweile neben dem traditionellen Puderzucker auch mit beispielsweise Schokoladenüberzug oder mit Nüssen angeboten wird. Seit dem letzten Jahr fertigt die Traditionsbäckerei zusätzlich noch zu 100% vegane Schneeballen in vier Geschmacksrichtungen (Zimt/Zucker, Puder, Zartbitter Schoko, Marzipan Amaretto) an, die gerade von den jüngeren Kunden sehr gerne gekauft werden. Eine Besonderheit ist außerdem, dass neben der großen, herkömmlichen Variante auch noch »Minis«, in praktischer Probiergröße, angeboten werden, mit deren Hilfe man schnell seine Lieblingsgeschmacksrichtung finden kann.

Wer einmal bei der Herstellung dabei sein möchte, kann im Ladenlokal hinter die Kulissen blicken: Durch eine große Glasscheibe können die Kunden direkt in die Backstube blicken und so verfolgen wie der Teig bäckt oder die Ballen von Hand mit Schokolade verziert werden. Auch wenn die Schneeballen in Rothenburg ob der Tauber das ganze Jahr über verkauft werden, haben sie jetzt vor Weihnachten Hauptsaison und das nicht nur in der Tauberstadt: Im Winter werden ganze Lastwagen mit der süßen Ware beladen und zu den Weihnachtsmärkten nach Nürnberg, Erlangen, Mainz, Erfurt und sogar bis nach Salzburg in Österreich transportiert.

Bäckerei Striffler

Neben der berühmten Spezialität stellt die Traditionsbäckerei in ihrer Backstube noch viele andere Leckereien her: Walnusslaibchen, Körnerkruste, Schinkenweck, Zwiebelkipf oder Dinkelbrot - was aus der Backstube der Bäckerei Striffler kommt, das schmeckt! Jeden Tag wartet eine große Auswahl an unterschiedlichen Broten, Semmeln, Kuchen auf die qualitätsbewusste Kundschaft. Bei den Broten und Brötchen wird ebenfalls viel Wert auf traditionelle Handwerkskunst und Handarbeit gelegt. Die Zubereitung der Teige, die Teigführung, die Ruhezeiten, und selbst der Einkauf der Zutaten verlangt viel traditionelles Wissen und handwerkliches Können. Das große Brotsortiment reicht von hellen, leichten Varianten wie Ciabatta oder Grillbrot in verschiedenen Varianten mit beispielsweise Oliven, Kräutern oder Peperoni über reine Dinkelbrote, Vollkornbrote oder Sauerteig Brote. 

Um die anfallenden Aufgaben zu stemmen, arbeiten rund 30 Mitarbeiter im Unternehmen: Auszubildende, Bäcker, Bäckermeister, Konditorenmeister, Verkäufer, Reinigungskräfte und Auslieferungsfahrer halten an 362 Tagen den Betrieb am Laufen. Wie in vielen Branchen sucht auch die Bäckerei Striffler laufend Personal und freut sich immer über Bewerbungen, gerne auch von Quereinsteigern. Bewerber erwartet ein schöner, abwechslungsreicher, aber auch fordernder Job. Dabei steht die Firmenphilosophie stets im Vordergrund: Ganz wichtig ist dem Unternehmen, dass jeder Mensch »Mensch« sein darf, sowohl die eigenen Mitarbeiter als auch die Kunden, denn jeder soll mit einem guten Gefühl und einem Lächeln im Gesicht aus dem Laden gehen.

Unser Fazit: Unbedingt probieren! Egal ob Schneeballen, Semmeln, Brot oder Kuchen - das Angebot der Traditionsbäckerei Striffler lässt keine Wünsche offen!

Guten Appetit wünschen Dir

Julia & Sandra

Weitere Impressionen aus der Bäckerei Striffler

Brötchen aus der Bäckerei Striffler

Brezen im Backofen, Bäckerei Striffler

Schaubackstube Bäckerei Striffler

Schneeballen in der Verpackung