Ausnahmezustand in Rothenburg ob der Tauber: Das historische Festspiel, das seit 1881 jedes Jahr von über 100 Laiendarstellern aus Rothenburg ob der Tauber mit viel Engagement und liebevoller Detailtreue ausgerichtet wird, wurde im Jahr 2016 von der UNESCO auf Bundesebene zum Immateriellen Kulturerbe Deutschlands erklärt.
Jedes Jahr am Pfingstwochenende, also in diesem Jahr vom 03. bis 06. Juni 2022, wird die Gesichte der dramatischen und legendären Ereignisse aus dem Jahr 1631 wieder lebendig. Festzüge, Lagerleben, Markttreiben und zahlreiche Darbietungen verzaubern seit mehr als einem Jahrhundert Gäste aus nah und fern in einer der am besten erhaltenen, mittelalterlichen Städte der Welt. Dabei wird ein umfangreicher Kostüm- und Waffenfundus eingesetzt, der die Zeit um 1631 widerspiegelt und Jung & Alt in eine lange vergangene Zeit entführt.
In dem spannenden und ergreifenden Bühnenstück »Der Meistertrunk« des Rothenburger Glasermeisters und Poeten Adam Hörber tobt bereits seit 13 Jahren ein Krieg der als 30ig-jähriger Krieg in die Annalen der Geschichte eingehen wird. Im Herbst des Jahres 1631 beginnt die Belagerung der protestantischen Reichsstadt Rothenburg ob der Tauber durch die 60.000 Mann starken kaiserlichen Truppen unter dem Befehl des Reichsgrafen Johann T’Serclaes. Am 30. Oktober bricht der Widerstand der Verteidiger, die Stadt wird gestürmt und der Bürgermeister und all seine Stadträte werden zum Tode verurteilt. Dem Eroberer der Stadt wurde ein Willkommenstrunk aus einem edlen Pokal angeboten, der sonst nur Königen und Kaisern vorbehalten war. Der vorzügliche fränkische Wein stimmte ihn milde und er versprach die Stadt zu verschonen, sollte jemand in der Lage sein den prachtvollen Humpen, der fast 13 Schoppen Wein fasste, in einem Zug zu leeren. Auf den ungewöhnlichen Vorschlag folgte der legendäre Meistertrunk: Der wackere Altbürgermeister Nusch leerte den gewaltigen Kelch in einem Zug und rettet durch seinen »Meistertrunk« seine geliebte Stadt vor der Plünderung und Brandschatzung.
Nach der Heldentat ziehen die Truppen im historischen Heereszug angeführt von einem Spielmannszug und begleitet von etwa 130 Pferden und Fuhrwerken sowie einem großen Aufgebot an Geschützen, Pulverwagen und rollendem Proviant durch die Gassen der Rothenburger Altstadt. Im Feldlager vor den Toren der Stadt wird dann die Rettung der Stadt gemeinsam mit den Bürgern & den Gästen der Festspiele gefeiert. Das unglaubliche Spektakel mit über 800 freiwilligen Festspielern, endet mit der Verabschiedung des Generals Tilly am Marktplatz.
Auf dem historischen Händler- und Handwerkermarkt, der am Grünen Markt und Kirchplatz stattfindet, herrscht über das gesamte Pfingstwochenende reges Markttreiben: Händler bieten die unterschiedlichsten Waren feil und Musikanten, Gaukler und Märchenerzähler sorgen für die Unterhaltung der vergnügungswilligen Marktbesucher. Für das leibliche Wohl sorgen zahlreiche Schank- und Essensbuden.
Das Programm im Überblick
Am ersten Festspieltag, am Freitag, den 03. Juni 2022 dreht sich alles rund um die belagerte Stadt. Um 13.00 Uhr startet der historische Handwerker- und Händlermarkt am Grünen Markt und am Kirchplatz. Ab 17.00 Uhr tummeln sich die historischen Gruppen in der Altstadt und um 18.00 Uhr findet die langersehnte Pfingsteröffnung am Marktplatz statt. Die Premiere des historischen Festspiels Der Meistertrunk findet dann um 19.00 Uhr im Kaisersaal des Rathauses statt. Tickets für die Premiere und die weiteren Aufführungen können schnell und einfach ab 7,00 € online über die Internetseite www.meistertrunk.de erworben werden.
Am Samstag, den 04. Juni 2022 wird die Stadt von den kaiserlichen Truppen besetzt. Der Handwerkermarkt öffnet um 10.30 Uhr seine Pforten und ab 12.00 Uhr finden sich lagernde Festspielgruppen überall in der Altstadt von Rothenburg ob der Tauber und unter dem Motto »Kurzweyl anno 1631« finden Spiele für Jung & Alt statt. Um 13.30 Uhr hat der Besucher die Qual der Wahl: Besucht er die ökonomische Andacht in der Franziskanerkirche oder lauscht er dem mittelalterlichen Konzert am Marktplatz. Jeweils um 15.00 und 17.30 Uhr wird dann wieder das Historische Festspiel »Der Meistertrunk« im Kaisersaal des Rothenburger Rathauses dargeboten. Um 19.30 Uhr folgt dann ein weiteres Highlight: Der Auszug der Festspielgruppen vom Marktplatz hinaus zum Feldlager und zum Festplatz am Galgentor. Dort startet dann um 20.00 Uhr die Feuerwache vor dem Tor und das Programm mit Livemusik auf dem Festplatz. Um 21.30 Uhr folgt mit der Feuershow von »Mummenschanz« im Feldlager der Hauptwache oder der Quacksalberey am Galgentor der letzte Programmpunkt dieses Tages.
Am Sonntag, den 05. Juni 2022 lautet das Motto „Die gerettete Stadt“. Ab 09.00 Uhr plündern die Kaiserlichen Truppen die Altstadt, wem das nicht aufregend genug ist, der hat nochmals die Gelegenheit mit »Kurzweyl anno 1631« auszuprobieren was Spiel & Spaß im Jahre 1631 bedeutete. Die Aufführung des Historischen Festspiels „Der Meistertrunk“ kann sowohl um 10.00 Uhr als auch um 12.30 Uhr besucht werden. Um 10.30 Uhr der Historische Handwerker- und Händlermarkt am Grünen Markt und auf dem Kirchplatz. Am Galgentor beginnt bereits gegen 11.00 Uhr der Festbetrieb und um 11.30 Uhr & 13.45 Uhr kann man am Marktplatz den berühmten Historischen Schäfertanz bewundern. Das Highlight des Tages ist jedoch der große Historische Heereszug zum Feldlager am Galgentor, der um 15.00 Uhr beginnt. Um 16.00 Uhr beginnt dann der Festbetrieb am oberen Festplatz mit Livemusik am Galgentor. Zum Abschluss des Tages musizieren die Festspielgruppen auf dem Festplatz am Galgentor um 18.15 Uhr.
Die Pfingstfestspiele enden am Montag, den 06. Juni 2022 mit einer glücklichen Stadt. Wer möchte kann sich heute zum letzten Mal auf dem Historischen Handwerker- und Händlermarkt mit allerlei schönen Dingen eindecken, bevor um 10.30 Uhr das Historische Festspiel der Meistertrunk zum letzten Mal aufgeführt wird. Um 12.00 Uhr wird im Historisches Feldlager, beim Bürgerfest am Festplatz sowie im Feldlager am Galgentor oder der Röderbastei die Errettung der Stadt gefeiert bis um 12.15 Uhr die Festspiele mit dem Auszug der Gruppen ins Historische Feldlager am Galgentor endet.
Die Preise im Überblick
Wer das ganze Wochenende dabei sein möchte, kauft am besten das Große Festabzeichen für 24,00 € und spart sich somit im Vergleich zu den Tagestickets für Samstag oder Sonntag, die jeweils 12,00 € pro Person und Tag kosten eine ganze Menge Geld. Das Festabzeichen und die Tagestickets beinhalten freien Eintritt an allen Stadttoren, den Pfingstauftakt, die Schäfertanzaufführungen, den großen Historischen Heereszug am Sonntag sowie das Feldlager mit Festbetrieb & Livemusik am Samstag und Sonntag. Natürlich können die Veranstaltungen auch einzeln besucht werden:
Wegegeld an den Stadttoren (Samstag & Sonntag): 4,00 € / Person
Historischer Handwerker- & Händlermarkt (Freitag & Montag): 5,00 € / Person
Historischer Handwerker- & Händlermarkt (Samstag & Sonntag): Eintritt frei
Feuerwache vor dem Tor (Samstag): 10,00 € / Person
Historisches Feldlager (Sonntag): 8,00 € / Person
Bürgerfest & Feldlager (Montag): 4,00 € / Person
Die Pfingstfestspiele in Rothenburg sind ein einmaliges Erlebnis für Groß und Klein! Wer noch nie dort war, sollte sich das Spektakel in diesem Jahr auf keinen Fall entgehen lassen!
Viel Spaß!
Titelbild Pfingsteröffnung © Jörg Sänger | Fotos im Text © Matthias Schmid | Herzlichen Dank an den Historisches Festspiel »Der Meistertrunk« e.V. für die Zurverfügungstellung der Bilder