Schillingsfürst | Der Winter 2023/2024 legte sich Anfang Dezember mächtig ins Zeug, doch war dies zusammen mit einem kurzen Intermezzo im Januar nur eine Randerscheinung im ansonsten viel zu milden Winterwetter. Am Ende stand mit einer Durchschnittstemperatur von plus 3,3 Grad der zweitwärmste Winter nach dem Krieg; nur überboten vom Winter 2006/2007, der noch einmal 0,3 Grad wärmer war. Ansonsten war der Winter auch nass und etwas zu sonnig.
Die gesamte Jahreszeit war 2,9 Grad wärmer als im langjährigen Mittel. Der Winter brachte die zweitwärmsten Tage (+ 6,8 Grad) nach 2020 (damals 7,0 Grad) und die zweitwärmsten Nächte (+ 0,1 Grad) nach 2007 (+ 0,7 Grad). »Hauptschuldiger« an diesen Zahlen war der Februar, welcher mit einer Mitteltemperatur von plus 6,1 Grad der wärmste Wintermonat seit Beginn der Messungen vor 145 Jahren war. In 17 Nächten lag das Tagesminimum der Temperatur nicht unter plus fünf Grad; hier lag die alte Bestmarke bei elf solch warmen Nächten in den Wintern 2006/07 und 2022/23. Auch mit 42 Vegetationstagen wurde die bisherige Bestmarke von 32 solchen Tagen aus dem Winter 1994/95 geradezu pulverisiert. Die Folge: Die Natur war Ende Februar ihrer Zeit schon drei Wochen voraus. Insgesamt brachte die Jahreszeit 13 Eistage mit Dauerfrost (neun Tage weniger als üblich), 52 Tage mit Bodenfrost (minus 17 Tage) und 38 Tage mit Luftfrost (- 21). Nur an 34 Wintertagen hatte sich eine Eisschicht auf den ruhenden Gewässern ausgebildet, womit der Minusrekord aus dem Winter 2015/16 um einen Tag unterboten wurde. Der Kahlfrost Anfang Dezember hatte jedoch auch zur Folge, dass in einer Bodentiefe von zehn Zentimetern mit minus 3,2 Grad der tiefste Wert seit 2006 (damals minus 4,1 Grad) gemessen wurde. Zeitweise war der Boden mehr als 20 Zentimeter tief gefroren, was eine positive Auswirkung auf die Schädlingspopulation haben sollte. 68 Wintertage waren jetzt zu warm und nur 22 Tage zu kalt.
Weil alle drei Wintermonate etwas zu nass waren, summierte sich die Niederschlagsspende auf 264,4 Liter, was einem Plus von 48 Litern oder 22 Prozent entspricht. Allerdings gab es in den letzten sieben Jahren vier noch nassere Winter. Trotzdem belegt der Winter 2023/24 Position 17 der nassesten Winter nach dem Krieg. Statt 54 gab es heuer 62 Niederschlagstage, von denen 50 Tage ausschließlich Regen brachten. Der bisherige Rekord an Regentagen in einem Winter datiert von 2007 mit 43 Regentagen; dieses Jahr gab es auf Grund der milden Witterung gleich 27 Regentage mehr als gewohnt. Zum Vergleich: Im bitterkalten Winter 1962/63 gab es nur vier Regentage. Der vergangene Winter brachte auch nur 28 (statt 48) Tage mit einer Schneelage und war damit einer der schneeärmsten Winter der letzten 30 Jahre. Mit nur 25 Zentimeter Neuschnee notierte man in dieser Hinsicht den 6.schneeärmsten Winter seit 1945. Die maximale Schneehöhe wurde mit 17 Zentimetern schon am 3. und 4. Dezember gemessen. Es gab nur ein einziges Wintergewitter. Andererseits hatten die Niederschläge zur Folge, dass sich an den heimischen Flüssen gleich an 60 Tagen (vorwiegend an der Altmühl) ein Hochwasser der Stufen 1 bis 2 bildete.
Obwohl der Februar recht trübe daher kam, war der Winter insgesamt mit 187,9 Sonnenstunden um 16 Stunden oder neun Prozent sonniger als üblich. Der sonnigste Winter seit 2020 (damals 219 Stunden) war der 15.sonnigste nach dem Krieg. Neben acht heiteren wurden 54 trübe Tage gezählt. Den maximalen Sonnenschein brachte der 25. Februar mit neun Stunden und elf Minuten, während andererseits 28 Tage (12 Tage weniger als üblich) ohne einen Sonnenstrahl blieben. Letzteres war nur 2020 (18 Tage) und 2008 (23 Tage) noch seltener der Fall.
Windmäßig fiel die Jahreszeit dahingehend aus der Rolle, dass gleich 41 Tage mit Windstärke 6 protokolliert wurden. Noch mehr solch windige Tage gab es nur 2022 (43) und 2020 (44 Tage). Mehr Südwestwind wurde nur in den Wintern 2012 und 2016 aufgezeichnet, während der Wind aus Ost zuletzt zur Jahrtausendwende noch seltener blies als heuer. Die stärkste Windböe brachte der 21. Dezember mit einer Spitzenböe von 82,4 km/h.
Titelbild: Winterwonderland am Hornauer Weiher bei Windelsbach © Julia Ploch
Bilder 1 im Text : Die Kirche in Windelsbach bei Wintersonne © Julia Ploch | Bild 2 im Text: Der Binzwanger Weiher bei Colmberg in der Wintersonne © Julia Ploch
ø-Temperatur
3,3 C°
2,9 C° zu mild
ø-Niederschlag
264,4 Liter
48 Liter zu viel
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Sonnenschein
187,9 Stunden
16 Stunden mehr als üblich
Maximale Spitzenboe
82,4 km/h
am 21. Dezember 2023